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Landeshauptstadt: Ehrenamtliches Engagement für „Abgabetiere“

Überzeugend durchsetzen, 4.2.

Stand:

Überzeugend durchsetzen, 4.2.2009

Der neue Fachbereichsleiter Stadterneuerung und Denkmalpflege, Oliver Graumann, war zuvor als Leiter der „Stadterneuerung Süd“ in Dresden tätig. Schwerpunkt dort war die Entwicklung der historischen Bereiche, unter anderem des Dresdener Neumarkts. Neidlos ist zuzugeben, das ist gelungen! Rund um die Frauenkirche sind Gebäude wiedererstanden, die den gesamten Platz lebenswert machen. Ein denkmalgerechter historischer Wiederaufbau ist also machbar. Eigentlich müsste Herr Graumann stolz auf seine Leistung sein – oder? Stattdessen kommt er nach Potsdam mit der Aussage, dass im Umkreis des Landtagsgebäudes in der Gestalt des einstmaligen Stadtschlosses nicht originalgetreu wieder aufgebaut werden soll – das sei ideenlos. Ich glaube, es ist schon jetzt an der Zeit, Herrn Graumann darauf hinzuweisen, dass er sich einem Beschluss der Potsdamer Stadtverordneten aus dem Jahr 1991 gegenübersieht, der den behutsamen Wiederaufbau der historischen Mitte fordert. Das ist auch Bürgerwille. Jeder Versuch eines nicht historischen Vorbildern entsprechenden Wiederaufbaus an der Alten Fahrt, am Alten Markt und im Bereich der neu zu schaffenden Stadtquartiere am derzeitigen Standort der Fachhochschule wird mit bürgerschaftlichem Engagement bekämpft werden.

Gerhard Kessler, Potsdam

Bebauungsplan lässt zu viel offen

Interessiert folgte ich den Ausführungen der Stadtvertreter zum Thema im Alten Rathaus. Enttäuschend. Der Bebauungsplan für die Alte Fahrt ist zu wenig detailliert, lässt vieles offen, wie Bauvolumen und Geschosshöhe. Der Baugrund hat eine andere Art der Planung nötig. Als Eigentümerin hat die Stadt hier die einmalige Gelegenheit mit einem geschlossenen Konzept, das nicht nur die Alte Fahrt betrifft, die bauliche Entwicklung positiv zu steuern. Beim Dresdner Neumarkt entwickelte man ein Gestaltungskonzept, welches festlegte, was man um die Frauenkirche wollte und bat dann erst die Investoren an den Tisch. Genauere Vorgaben sind auch in Potsdam unerlässlich, da es sich auch hier um einen städtebaulichen Rückbau handelt. Wichtig sind Leitbauten, wie das „Barberini“, Kleinteiligkeit der Baufelder in Anlehnung an das historische Stadtbild, einheitliche Materialität. Nicht weniger dringend sind Nutzungsvorschläge mit einem hohen Anteil an Handel und Gewerbe, Gastronomie und Kultur – die Stadt plant nur 30 Prozent Gewerbe. Warum sollten keine studentischen Einrichtungen auf dem Alten Markt entstehen? Wird der Platz wirklich zum Bindeglied zwischen Bahnhof und Innenstadt? Das scheint mir nicht konsequent genug durchdacht zu sein. Zwei Beispiele: Muss es eine moderne Glasfassade sein, die das Alte Rathaus mit dem Knobelsdorff Haus verbindet und so die massiv geschlossene Materialität des Schlosses konterkariert? Was wird mit der neuen Synagoge, die an einer sensiblen Sichtachse des alten Marktes steht? Gibt es da gestalterische Vorgaben seitens der Stadt? Ich bitte die Verantwortlichen: Schaffen sie eine geschlossene Gestaltungskonzeption, eine architektonische Grammatik für diesen Platz!

Barbara Kuster,Sprecherin der Initiative „Mitteschön“

Haus des Reisens – Nur „ruhig“ oder schon „langweilig“?, 12.2.

Was ist in dieser Stadt eigentlich los? Es scheint, dass Bauträger, Bauverwaltung und Architekten sich zur Großaufgabe gemacht haben, Potsdam an jeder möglichen Ecke zu verschandeln. Nun also das „Haus des Reisens“. Dem DDR-Bau muss man wahrlich keine Träne nachweinen aber was da nun entstehen soll, ist ja an Gesichtslosigkeit kaum zu übertreffen. Billigster Investorenbau, wie er in Deutschlands Städten schon zu Tausenden rumsteht. Wer will denn so etwas sehen? Warum kommen die Menschen nach Potsdam? Um öde Baukörper zu sehen, die sie in ihren west- und ostdeutschen Provinzstädten auch stehen haben? Das soll Zeichen setzen für diese einmalige Stadt? Wohl kaum. Was britische Bomber ''45 begonnen haben, wird hier mit den Mitteln sogenannter „moderner“ Architektur fortgesetzt. Wäre es nur ein Beispiel, könnte man ja den Kopf schütteln und sein gelangweiltes Auge den verbliebenen Schönheiten dieser Stadt zuwenden, doch wo auch immer in Potsdam neu gebaut wird, entsteht irgendwelcher Mist. Selbst das Schlossprojekt droht zu einem lächerlichen Klotz zu verkommen, mit einer Art Berliner Hinterhof als Innenhof.

Und dies auch nur, weil die hiesigen Provinzpolitiker sich irgendwelchen Hirngespinsten künftiger Vereinigungsgröße Berlin-Brandenburgs hingeben. Dabei wäre für Büros im Umfeld des Schlosses genug Platz.

Das weitere Architekturversagen in dieser Stadt ist ja Legion. Der geneigte

Besucher braucht ja nur vom „Bahnhof“ über die Breite Straße zu schlendern oder am Platz der Einheit entlang zu laufen. Da möchte man gleich wieder umkehren.

Jürgen Schneider, Potsdam

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