
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Ehrung einer Leistung
Areal am Babelsberger Findling trägt nun den Namen des Auschwitz-Überlebenden Willi Frohwein
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Babelsberg – Das besondere Geschenk: Am Tag des 89. Geburtstages von Willi Frohwein wurde der Platz am Findling in Babelsberg nach dem Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz benannt. Der in Berlin-Spandau geborene spätere Potsdamer Willi Frohwein starb am 12. Dezember 2009. Die Namensgebung des Platzes an der Großbeerenstraße/Einmündung Kopernikusstraße nahmen Anke Knitter, Enkelin Willi Frohweins, Bürgermeister Burkhard Exner (SPD) sowie Verwandte, Freunde und Weggefährten des einstigen Zeitzeugen des Holocausts vor. In seiner Gedenkrede ging Exner auf die Musikeinspielung anlässlich der Namensgebung ein, gespielt wurde der Gefangenenchor aus Verdis Oper „Nabucco“. So wie die Hebräer in babylonischer Gefangenschaft die verlorene Heimat beklagen, so werde auch der katholisch getaufte Willi Frohwein „in der Hölle von Auschwitz zu Gott gebetet haben“, erklärte Exner.
Frohweins Vater hatte den jüdischen Glauben aufgegeben, um eine katholische Frau heiraten zu können. Als „Halbjude“ in der Zeit des Nationalsozialismus dennoch verfolgt, überlebte er das Konzentrationslager Auschwitz nur durch glückliche Umstände. Zwei Mal stand er bereits auf dem Lkw, der zur Vergasung fuhr. Nach Kriegsende wurde Frohwein Kriminalkommissar in Potsdam und engagierte sich beim Aufbau der Volkssolidarität. Erfolgreich vermittelte er als Zeitzeuge seine Erfahrungen an Schüler. Beeindruckt von seinem Auftritt an der Realschule in Lengede (Niedersachsen) setzten die Schüler im Juni 2008 durch, dass ihre Schule den Ehrennamen „Willi Frohwein“ erhielt. Frohweins Enkelin Anke Knitter erinnerte in ihrer Ansprache an einen Satz ihres Großvaters: „Ich wollte für das anerkannt werden, was ich geleistet habe, nicht für das, was ich durchgemacht habe.“ Seine Arbeit mit Schülern sei eine solche anerkennenswerte Leistung. Noch heute, zweieinhalb Jahre nach Frohweins Tod, erzählten ihr Schüler, wie sehr ihnen die Begegnung mit ihrem Opa bedeutet habe.
Denis Newiak vom Verein der Verfolgten des Naziregimes überlieferte die Grüße des Internationalen Auschwitz-Komitees und erinnerte an viele Anträge, die nötig waren bis zum Beschluss der Stadtverordneten zugunsten des „Willi-Frohwein-Platzes“. Newiak sprach sich dafür aus, dass eine ähnliche Ehrung auch dem Potsdamer Antifaschisten Otto Wiesner zuteil werden sollte.
Zu den Freunden Willi Frohweins gehört der 86-jährige Norbert Katz, einst selbst KZ-Häftling, der mit großer Rührung die Namensgebung verfolgte: „Ich bin dem Weinen nahe.“ gb
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