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Von Guido Berg: Ehrung für das Ehepaar Köhler

Zimmerplatz in Köhlerplatz umbenannt / Wanka: CDU mit brutalster Gewalt zur Blockpartei gezwungen

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Innenstadt - Weit über hundert Potsdamer und Gäste der Stadt haben gestern bei strömendem Regen der Umbenennung des Zimmerplatzes in Köhlerplatz beigewohnt. Mit dem neuen Namen für den Platz vor dem einstigen Hans-Otto- Theater ehrt Potsdam den früheren CDU-Bürgermeister Erwin Köhler (1901-1951) und seine Ehefrau Charlotte (1907-1951). Beide wurden 1951 hingerichtet. Mit der Umbenennung des Platzes werde den „mutigen Demokraten“ ein Ort in der Stadtgeschichte zugewiesen, „der ihnen gebührt“, erklärte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Ausführlich ging Jakobs auf das Schicksal der Köhlers ein: Der gebürtige Berliner Erwin Köhler war im November 1945 in die CDU eingetreten und wurde am 10. Dezember 1946 von der Stadtverordnetenversammlung zum Bürgermeister von Potsdam gewählt. Am 2. März 1950 sah er sich aufgrund von Repressalien zum Rücktritt gezwungen. Am 28. März 1950 wurde er verhaftet, gemeinsam mit seiner ältesten damals 17-jährigen Tochter Ursula. Wenig später wurde auch seine Frau festgenommen. Die Tochter wurde wieder freigelassen, „doch die Kinder haben ihre Eltern nie wiedergesehen“, sagte Jakobs.

Die Köhlers kamen in das Gefängnis in der Lindenstraße und wurden dort schwer misshandelt. Im Dezember 1950 wurden beide unter dem fälschlichen Vorwurf der „Spionage für den französischen Geheimdienst“ und der „Konterrevolutionären Agitation und Propaganda“ in Potsdam von einem sowjetischen Militärtribunal zum Tode verurteilt und in die Sowjetunion deportiert. Dort wurden Erwin und Charlotte Köhler 1951 im berüchtigten Botyrka-Gefängnis in Moskau ermordet. Bis zu 400 Menschen erlitten täglich in der Botyrka dieses Schicksal und wurden anschließend im Krematorium des Donskoi-Friedhofes verbrannt und ihre Asche auf dem Klosterfriedhof beigesetzt. 1992 rehabilitierten russische Behörden das Ehepaar Köhler auf Initiative des Sohnes Jürgen Köhler, der im Juli 2009 verstarb. „Einen Schlussstrich in der Aufarbeitung der Geschichte darf es nicht geben“, so Jakobs. „Erinnern können wir nicht erledigen, nicht abschließen“, erklärte auch der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Peter Schüler (Bündnisgrüne). Der Enkel der Köhlers, Erwin Köhler, sagte, das Schicksal seiner Großeltern zeige, „wie wertvoll es ist, in einem freiheitlichen Rechtstaat zu leben.“ Bezug nehmend auf die Diskussion um den Namen des Platzes schlägt Erwin Köhler die Bezeichnung „Ehepaar Köhler-Platz“ vor.

Die CDU bekenne sich zur Vergangenheit der Ost-CDU als „Blockpartei“, „eine schmerzhafte Verantwortung“, erklärte Brandenburgs CDU-Vorsitzende Johanna Wanka. Zu dieser Vergangenheit gehöre auch das Wissen darum, dass „die CDU mit brutalster Gewalt“ in diese Rolle gedrängt wurde. Gegründet 1945 als freiheitliche Partei, die Wahlerfolge hatte, wurde sie brutal in die Gleichschaltung getrieben. Erwin Köhler sei eines der Opfer dieses Prozesses gewesen. Guido Berg

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