Landeshauptstadt: Eichenstücke als „Insektenhotel“
Hunderte Kirschenpflücker bei „Brandenburger Landpartie“ in Marquardt
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Marquardt - Kirschen sind teuer in diesem Jahr, denn die Ernte fällt gering aus. Deshalb erweist sich das Angebot des Obstgutes Marquardt, sie zum Kilopreis von 2,50 Euro selbst zu pflücken, diesmal als besonders attraktiv. Auch am Sonnabend zur 13. „Brandenburger Landpartie“ stürmten Hunderte Pflücker die Plantagen an der B 273. Solange der Vorrat reicht, kann täglich von 9 bis 18 Uhr gepflückt werden. „Zuerst wuchsen die Früchte wegen der Trockenheit nicht richtig, dann wurden sie durch Starkregen aufgeweicht“, klagt Obstgut-Geschäftsführer Manfred Kleinert.
Eine stimmungsvolle Landpartie wurde auf dem Gelände der Obstscheune dennoch gefeiert. Potsdam, in Deutschland „die Landeshauptstadt mit der größten landwirtschaftlichen Nutzfläche“, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs unterstrich, wies zur diesjährigen Landpartie erneut nach, dass es auch ein leistungsfähiges Agrarzentrum ist. Außer dem Obstgut stellten auf der Traditionsveranstaltung der Florahof und Neumanns Erntegarten in Bornim, der Landwirtschaftsbetrieb Ruden und der Reithof im Ortsteil Fahrland ihre Produkte vor.
„Zehn Prozent der etwa 270 Betriebe, die an der Landpartie teilnehmen, sind auch in unserer Obstscheune vertreten“, erläuterte Kleinert. Vom Honig „Sommerblüte“ über Sanddornsaft, Räucherfisch aus Phöben, Wurst aus Landfleischereien, edlen Obstbränden aus dem Spreewald, Marmeladen des Hofladens Ribbeck bis zu Senfspezialitäten mit Bärlauch und anderen Wildkräutern demonstrierten die Erzeuger, was man der märkischen Natur alles abringen kann. Außerdem gab es Rustikales zu essen und zu trinken, Musik und Tanz der „Regenbogenschule“ und der Kita Fahrland, Fahrten durch die Obstanlagen, eine Fuchsien-Ausstellung und ein Baumschnitt-Seminar. Die Keramikerin Carola Buhlmann führte Kinder in das Töpfern ein.
Zu den Gästen gehörten Dietmar Schulze und Burkhard Jungkamp, die Staatssekretäre des Agrar- bzw. des Bildungsministeriums. Sie überreichten Manfred Kleinert als Vorsitzendem der Fachgruppe Obst im Landesgartenbauverband einen Förderscheck in Höhe von 15 000 Euro. Davon werden zwei CDs zur Kirsche und zur Pflaume produziert, die umfassend über Anbau, Pflege und Verwertung informieren.
Während der Landpartie unterzeichneten das Obstgut und der Verein Treffpunkt Fahrland e.V., der Hort, Kita und Jugendhaus betreibt, eine Vereinbarung zur engeren Zusammenarbeit. Sie soll die junge Generation stärker für den Obstbau interessieren. Wie Jugendhausleiter Thomas Liebe verriet, werden als erstes Projekt die hohlen Stammstücke der niedergebrochenen Fahrländer Kaisereiche als „Insektenhotels“ hergerichtet und auf den Plantagen verteilt. Sie sollen den Wildbienen als Wohnung dienen.
Ein „Promi“ hielt sich im Hintergrund: Prof. Dr. Roberto Pirzio-Biroli, der italienische Landschaftsarchitekt, der zur Bundesgartenschau 2001 den ersten, 800 Hektar großen Teil der Feldflur im Potsdamer Norden auf die Orginalstruktur zurückgeführt hatte. Er will u. a. mit Kleinert beraten, wie die Wiedergewinnung der in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch Lenné und Sello gestalteten Bornimer Feldflur auf den Flächen zwischen Marquardter Chaussee und Schlänitzsee im Einklang zwischen landwirtschaftlicher und touristischer Nutzung fortgesetzt werden kann. E. Hoh
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