Landeshauptstadt: Eigenheime statt Kleingärten
Die Anlage Am Bornstedter Feld soll einer Wohnsiedlung weichen / Proteste gegen Bebauungs-Plan
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Die Anlage Am Bornstedter Feld soll einer Wohnsiedlung weichen / Proteste gegen Bebauungs-Plan Bornstedt – Die Erosion Potsdamer Kleingartenanlagen geht weiter. Nun soll auch die Anlage „Am Bornstedter Feld“ einer Wohnbebauung Platz machen. Der Verein wurde darüber nicht informiert; ein Mitglied entnahm die Bedrohung aber dem Potsdamer Amtsblatt. Da die Frist für Einsprüche gegen den Planentwurf bereits am 19. August abläuft, handelte der Vereinsvorsitzende Bernd Matelowski blitzartig. Der Vorstand verabschiedete einen Widerspruch, ebenso protestieren die Spartenmitglieder in Einzelerklärungen. In der Begründung des Bebauungs-Planentwurfs beruft sich die Stadtverwaltung auf Peter Joseph Lenné. Durch die Eigenheimsiedlung solle eine harmonische Verbindung zwischen dem Buga-Volkspark und der von dem genialen Landschaftsgestalter geschaffenen Feldflur geschaffen werden. Ein solches Argument sei „hirnrissig“, meint Matelowski. Gerade die Kleingärten bewirkten diese harmonische Verbindung. Dass Lenné Landschaftsteile durch Wohnbebauung „eng an eng“ verknüpfen wollte, sei ja wohl ein Witz. Ebenso wenig stichhaltig sei die Begründung, in Potsdam bestehe „dringender Wohnbedarf“. In seinem Widerspruch weist der Vereinsvorstand darauf hin, dass in Potsdam Tausende Wohnungen leer stehen. Zurückgewiesen wurde die Behauptung der Stadt, im Kleingartengebiet sei „eine Entwicklung zur Umnutzung zum Dauerwohnen“ zu beobachten. „Wir wissen, dass dauerhaftes Wohnen in Kleingärten nicht zulässig ist und setzen als Vorstand diese Festlegung des Bundeskleingartengesetzes konsequent durch“, wehrt sich Matelowski gegen den versteckten Vorwurf. Der soziale Aspekt, dass für viele ältere und finanziell schlecht gestellte Pächter ihr Kleingarten den Lebensmittelpunkt bedeutet, sei im B-Planentwurf nicht berücksichtigt worden. Stärkere Unterstützung wünscht sich die Vereinsvorstand vom Kreisverband der Garten- und Siedlerfreunde (VGS). Die kraftvollen Demonstrationen, die Mitte der 90er Jahre Tausende Kleingärten retteten, seien durch letztlich wirkungslose papierne Proteste abgelöst worden. Dagegen weist VGS-Geschäftsführer Friedrich Niehaus darauf hin, dass auch der Kreisvorstand Widerspruch gegen die Überbauung der Anlage Am Bornstedter Feld eingelegt hat. Bereits seit dem Jahr 2000 liege der Stadt ein Kompromissvorschlag vor, der den Erhalt der großen Mehrzahl der Kleingärten sichern würde und für die aufzugebenden ein Ersatzgelände vorsieht. Die Kleingartenanlage Am Bornstedter Feld – mit ihren 152 Parzellen eine der größten in Potsdam – war in den fünfziger Jahren auf ehemaligem Bodenreformland an der Kirschallee entstanden. Strittig ist noch, wie viel davon für den Eigenheimbau geräumt werden müssten. Der Bebauungs-Planentwurf geht von 123 Gärten aus. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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