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Sport: Ein Abschied mit Wehmut

Radprofi Hanka Kupfernagel aus Werder (Havel) bestreitet wahrscheinlich ihre letzte Cross-Saison und schließt einen Doppelstart bei Olympia 2008 in Peking derzeit nicht aus

Stand:

Trotz einer starken Erkältung wurde Hanka Kupfernagel aus Werder (Havel) am Samstag in Auerbach erneut Deutsche Meisterin im Radcross (PNN berichteten). Es war der insgesamt 25. nationale Titel der in Gera geborenen 32-Jährigen.

Wie geht es Ihnen mittlerweile gesundheitlich, Frau Kupfernagel?

Wirklich gut geht es mir noch nicht. Ich war gerade beim Arzt und hoffe, dass es nun bald wieder besser wird.

Können Sie in Ihrem Zustand in diesen Tagen überhaupt trainieren?

Ich muss erstmal wieder locker beginnen. Die Deutsche Meisterschaft konnte ich nicht so einfach ausfallen lassen, deshalb bin ich dort angetreten. Da musste ich halt die Zähne zusammenbeißen.

Unmittelbar nach Ihrem Sieg in Auerbach ging es für Sie ins Aktuelle Sportstudio des ZDF. Hat man denn überhaupt Lust darauf, wenn man gesundheitlich so angeschlagen ist, wie Sie es sind?

Eine Einladung ins ZDF-Sportstudio erhält man nicht jede Woche. Ich war schon einmal 2000 in Sydney nach meiner olympischen Silbermedaille dort, als das Sportstudio von Sydney aus gesendet wurde. Natürlich fühlt man sich durch die Erkältung ein bisschen kaputt, aber über diese Einladung habe ich mich trotzdem sehr gefreut, zumal ich vorher ein gutes Resultat erreicht hatte. Das ließ die Erkältung ein bisschen in den Hintergrund treten und es hat mir dort viel Spaß gemacht. Ich habe mich auch sehr gefreut, mal Box-Weltmeisterin Regina Halmich persönlich zu treffen.

Werden Sie bei einer weiteren Einladung in anderen Schuhen als Highheels ins Sportstudio gehen, um an der berühmten Torwand zu treffen, was Ihnen diesmal nicht gelang?

(lacht) Kommt darauf an. Vielleicht übe ich dann vorher in Highheels und treffe trotzdem.

Haben Sie sich über Ihren 25. Deutschen Meistertitel ebenso gefreut wie über den anschließenden Besuch des Sportstudios, oder ist der Gewinn der Cross-Meisterschaft schon eher Routine für Sie?

Über diesen Sieg habe ich mich sehr gefreut, zumal er mir vor fast heimischem Publikum gelang. Das hat mir wirklich viel gegeben. Es waren viele Fans aus Thüringen an der Strecke, auch meine ganze Familie war da. Ich war wegen meiner Erkältung vor dem Start doch sehr angespannt. Im Rennen selbst ging es dann aber erstaunlich gut, viel besser, als ich gedacht hatte.

Hat Ihnen denn Auerbach Fingerzeige für die bevorstehenden Weltmeisterschaften in Belgien gegeben?

Es gab einmal eine Aussage Birgit Holmanns (die Berlinerin wurde am Samstag Zweite/d. Red.), dass die interne deutsche Rangordnung für die Weltmeisterschaft noch nicht klar sei. Ich glaube, die ist jetzt klar.

Die diesjährige Saison 2006/2007 wird, so war zu lesen, voraussichtlich Ihre letzte Querfeldein-Saison sein.

Ja, das hatte ich mir eigentlich vorgenommen. Wenn ich bei den Straßen-Weltmeisterschaften Ende September in Stuttgart mein Ziel erreiche und die Chance habe, mich für die Olympischen Spiele in Peking zu qualifizieren, werde ich die nächste Cross-Saison nicht fahren, weil dann die Vorbereitung auf die Straße Priorität hat. Nun ist es aber so, dass mir die Cross-Saison wieder so viel Spaß macht, dass ich ein bisschen wehmütig werde, wenn ich mir vorstelle, dass ich nur noch wenige Rennen fahren werde. Es kann also durchaus sein, dass ich im kommenden Winter doch noch bei einigen ausgesuchten Rennen aufs Crossrad steige.

Wird Ihre Entscheidung auch davon abhängen, ob Sie Ende Januar in Hoglede- Gits Ihren vierten Cross-WM-Titel gewinnen?

Nein, nicht unbedingt. Wenn ich wieder Weltmeisterin werden würde, wären die Angebote danach natürlich sehr lukrativ. Aber unabhängig davon gibt es so viele positive Erlebnisse im Cross. Beim Weltcup am zweiten Weihnachtsfeiertag im belgischen Hofstade beispielsweise waren 18 000 Zuschauer an der Strecke. Das war genial. Diese Kulisse, dieses Gefühl erfährt man bei keinem Straßenrennen.

Sie haben sich also bereits entschieden, sich das Peking-Ticket auf der Straße zu erkämpfen, und nicht auf der Bahn oder auf dem Mountainbike?

Mein Hauptaugenmerk liegt derzeit schon beim Straßen-Einzelzeitfahren. Ich will vor Stuttgart ein paar gute Einzelzeitfahren bestreiten und mich damit beim Bundestrainer empfehlen. Aber ich werde künftig auch ein paar Mountainbike-Rennen, fahren. Ich kenne die Strecke der Deutschen Meisterschaft; dieser Kurs liegt mir. Mal schauen, was dabei heraus kommt?

Vielleicht sogar ein Doppelstart in Peking?

Dazu möchte ich mich derzeit nicht festlegen. Jetzt bringe ich erst einmal die Winter-Saison zu Ende.

In der stehen vor den WM in Belgien an den beiden nächsten Wochenenden noch Weltcups im französischen Nommay und im holländischen Hoogerheide auf Ihrem Programm. Sehen Sie die als Nagelprobe für Hoglede-Gits an?

Der Kurs bei der WM ist ein sehr spezieller Kurs, der nicht viel mit den beiden nächsten Rennen zu tun hat. Die sind aber für die Weltcupwertung und Weltrangliste wichtig und zeigen mir auch, wie sich die internationale Konkurrenz entwickelt. Insofern sind sie auch bedeutend für mich. Ich werde mich vielleicht mal ein bisschen zurückhalten und gucken, was die anderen Fahrerinnen so machen, also ein bisschen taktieren.

Werden Sie in Nommay auch starten, wenn sich Ihr gesundheitlicher Zustand nicht verbessert hat?

Wenn sich die Erkältung wieder verschlimmern sollte, kann es auch sein, dass ich diesen Weltcup auslasse. Es wäre aber schade.

Das Interview führte Michael Meyer

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