Landeshauptstadt: Ein Affären-Experte
Das Beteiligungsmanagement hat einen neuen Chef
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Für seine Arbeit in Potsdam scheint Michael Dahlmann gerüstet: Er kennt sich aus mit der Aufarbeitung von Affären kommunaler Unternehmen. Seit Anfang Februar soll er sein Wissen als neuer Chef des Potsdamer Beteiligungsmanagements anwenden – das ist jene Abteilung in der Stadtverwaltung, die als Schnittstelle zwischen Rathaus und den städtischen Unternehmen fungiert.
In dieser Position hat der 34-Jährige bereits in der Hansestadt Rostock gearbeitet. Als er dort 2007 in der Haushaltsabteilung begann, machte der damalige Chef der städtischen „Wohnen in Rostock“ (Wiro) Wohnungsgesellschaft gerade Schlagzeilen, weil Vorwürfe der Untreue gegen ihn erhoben wurden – Ende 2011 ist er vom dortigen Landgericht zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, eine Revision läuft. Laut Gericht hatte der Geschäftsführer beispielsweise eine Bürgschaft für ein anderes Unternehmen vergeben, wodurch die Wiro rund eine Million Euro verloren haben soll. Ebenso werteten die Richter aufwendige Reisen für den Aufsichtsrat – etwa nach Rom – als Versuch, die Teilnehmer für die Wiro gewogen zu stimmen. Das alles hatte Konsequenzen, in der Folge wurde etwa ein Kodex für gute Unternehmensführung in der Hansestadt eingeführt.
Nun also Potsdam, wo die Affäre um die Stadtwerke und deren Ex-Geschäftsführer Peter Paffhausen die Stadt im vergangenen Jahr in Atem gehalten hat. „Mir geht es darum, zunächst die Empfehlungen der Transparenzkommission umzusetzen“, sagte Dahlmann unlängst den PNN. Dieses Gremium hatte in Sachen Transparenz umfangreiche Neuregelungen für städtische Unternehmen wie die Stadtwerke, die Pro Potsdam und das Klinikum „Ernst von Bergmann“ vorgeschlagen. Den Abschlussbericht der Kommission müssen die Stadtverordneten noch beschließen. Zu seinen Grundsätzen sagte Dahlmann, er lege viel Wert auf eine „nachhaltige Beteiligungssteuerung“ - um „lange Zeit Freude an den kommunalen Unternehmen zu haben“ und damit diese noch viel für die Stadt „leisten“ könnten. Man dürfe bei den kommunalen Firmen „nicht nur brutal auf die Rendite gucken“, sagte Dahlmann – und erinnerte an den steuerlichen Querverbund in den Stadtwerken, mit denen aus den Gewinnen des Energieversorgers Energie und Wasser Potsdam etwa der ViP-Verkehrsbetrieb finanziert wird.
Die Landeshauptstadt hat Dahlmann schon früher besucht, seine Frau stammt aus Brandenburg, mehrmals hat das Paar in Potsdam Urlaub gemacht. Privat ist der aus Gelsenkirchen stammende Mann Schalke-04-Fan, er spielt Fußball auf dem Rasen und am Computer, interessiert sich für Geschichte – und der studierte Wirtschaftsrechtler liest Thriller. In denen geht es auch um kriminelle Affären – damit kennt er sich ja aus.H. Kramer
H. Kramer
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