Landeshauptstadt: Ein anderer Wind
Jakobs in Shanghai: Offizielle Seite begrüßt Center in Potsdam / Unternehmer kommen im August
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Shanghai/Potsdam - Der Tropensturm „Bilis“, der gestern über Chinas Küstenregion hinwegfegte, hat den Abflug des Potsdamer Oberbürgermeisters aus Shanghai verzögert. Das Wetter sei „bescheiden“, er sitze seit zwei Stunden im Flugzeug, das nicht starten könne, sagte Jann Jakobs in einem Telefonat mit den PNN. Im Zuge der geplanten Ansiedlung eines Shanghai Business Centers (SBC) in den Roten Kasernen an der Nedlitzer Straße (PNN berichteten) weilte Jakobs in der zurückliegenden Woche an der Spitze einer brandenburgischen Delegation in Shanghai.
Wie der Oberbürgermeister erklärte, werde das SBC auf offizieller Ebene „ausdrücklich begrüßt“. Dies vor Ort bestätigt zu bekommen, sei ihm sehr wichtig gewesen. Ebenfalls sei ihm signalisiert worden, „dass eine liberalere Währungspolitik“ angestrebt und „Staats- und Parteilinie“ sei. Die Aufhebung der Währungsrestriktionen sei Voraussetzung für Investitionen von chinesischem Kapital auf dem deutschen Markt. Da dies künftig möglich sein soll, käme ein Shanghaier Handelszentrum in Potsdam, dessen Fertigstellung für Ende 2007 anvisiert ist, „genau zum richtigen Zeitpunkt“. Das hätten ihm seine Gesprächspartner in der „Stadt am Meer“ versichert. Auch das German Trade Center in Shanghai habe ihm signalisiert, dass das geplante SBC in Potsdam „ein guter Ansatzpunkt ist“. Jakobs zufolge werde bereits im August dieses Jahres eine Shanghaier Delegation mit Vertretern von 15 Unternehmen nach Potsdam reisen. Die größte Reederei Chinas, China Shipping, wolle zum Beispiel mit Logistikern im Raum Brandenburg ins Gespräch kommen. Wie Jakobs weiter erklärte, habe allein der chinesische Staat durch die bisherige Währungspolitik Währungsreserven in Höhe von 830 Milliarden Euro angehäuft, ähnlich gehe es vielen chinesischen Firmen. Diese drängten nun mit ihrem Kapital auf ausländische Märkte. Für Deutschland gebe es „große Sympathien“, da es ein Land sei, in dem „solide gewirtschaftet“ wird, wenn auch „ein bisschen langsam“. Investieren wollten die Chinesen in hochwertige deutsche Qualitätsprodukte.
Jakobs zeigte sich beeindruckt von der riesigen wirtschaftlichen Dynamik in Shanghai, in dem im engeren Stadtbereich 14 Millionen und im weiteren Umkreis 19 Millionen Menschen lebten. Die Stadt habe „ein riesiges schlummerndes Wirtschaftspotenzial“. Jakobs nannte den 1992 gegründeten Stadtbezirk Pudong, der heute dreimal größer sei als Potsdam. Er habe Menschen kennen gelernt, „denen man es förmlich ansieht“, dass sie positiv an der Entwicklung teilnehmen. Im Tourismus sieht Jakobs große Chancen für Potsdam. Es gebe eine große gut verdienende Mittelschicht in Shanghai, deshalb müssten dortige Tourismus-Messen intensiv genutzt werden.
Jakobs zufolge sei auch das Thema Menschenrechte in offiziellen Gesprächen erörtert worden. Auch auf der örtlichen Ebene wisse man, dass daran gearbeitet werden müsse, da sonst ein beträchtlicher Imageschaden und Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung daraus erwüchsen. Freilich „ist es nicht an mir, dort Menschenrechte einzuklagen“, sagte der Oberbürgermeister. gb
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