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Landeshauptstadt: „Ein anerkennender Schulterschlag“

Uwe Koch von der Deutsch-Britischen Gesellschaft über das, was die Queen in Potsdam hinterlassen hat

Stand:

Uwe Koch von der Deutsch-Britischen Gesellschaft über das, was die Queen in Potsdam hinterlassen hat Herr Koch, vor knapp zwei Wochen war die Queen in Deutschland. Warum hat sie und nicht Tony Blair sich auf den Weg gemacht, um die deutsch-britischen Beziehungen zu pflegen? Tony Blair ist Regierungschef, die Königin ist das Staatsoberhaupt. Dass sie nach Deutschland kam, ist ein herausragender Akt der Anerkennung. Blairs Besuche dienen wohl eher dem Tagesgeschäft. Es war ihr vierter Besuch in Deutschland und bereits ihr zweiter in Potsdam. Man kann woll sagen, dass ist ein Ausdruck eines besonderen Interesses an Deutschland. Zum einen wegen ihrer eigenen deutschen Wurzeln, zum anderen wegen der britischen Truppenpräsenz in Deutschland bis 1994. Das Königreich hatte eine besondere Verantwortung für Deutschland übernommen. Außerdem gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte in der Geschichte der beiden Länder und eine gemeinsam zu gestaltende Zukunft in Europa. Gerade auch in Potsdam. Ja. Und die spiegeln sich in den Orten wider, die sie hier besucht hat. Schloss Cecilienhof ist nicht nur britische Tudor- Architektur, hier fand auch die Potsdamer Konferenz statt, an der Churchill und Attlee teilnahmen. Damit ist das Schloss nicht nur Symbol für Vergangenheit, sondern auch für eine gemeinsame Nachkriegszukunft. Die Queen hat auch das Krongut Bornstedt besucht. Ein weiterer britischer Ort in Potsdam. Kronprinzessin Victoria hat dort in den 1860er bis 1880er Jahren mit ihrer Familie den Sommer verbracht und es zu einem Mustergut nach britischem Vorbild entwickelt. Ein seht privater Ort, wenn auch nur noch die Hülle Authentizität bewahrt hat. Die Queen war keine halbe Stunde dort. In so kurzer Zeit kann man mit einem Ort wohl kaum warm werden. Sind solche minuziös geplanten Besuche keine reine Inszenierung für die Medien? Hat die Queen etwas davon? Sicher bedeuten solche Besuche viel Stress. Die Königin hat selten Gelegenheit, Fragen zu stellen, ins Gespräch zu kommen. Noch schwieriger ist es, Kontakt zum Publikum aufzubauen. Und das ist ihr durchaus im Krongut gelungen. Sie hat den Menschen in die Augen gesehen, Blumen entgegengenommen, Kinder zum Strahlen gebracht. Selbst Kritiker des Könighauses können sich ihrer Ausstrahlung nicht entziehen. Ungewöhnlich, dass eine Königin mit der Bahn von Berlin nach Potsdam reist. Stimmt. Und genau das zeigt, dass sie sich wirklich für das Land interessiert. Es gab viel zu sehen, sie soll viel gefragt und sich nach dem Verlauf der Mauer erkundigt haben. Sympathisch. Die Queen ist zurück in England. Was hat sie in Potsdam hinterlassen? Da kommt einiges zusammen. Ihr Besuch ist ein anerkennendes Schulterklopfen gewesen, wie auch kürzlich der Präsident der Industrie- und Handelskammer erklärte, ein Stück Wertschätzung der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Die Briten haben im Osten zum Beispiel mit Rolls-Royce auch Aufbauhilfe geleistet. Und der Queen liegt der Jugendaustausch zwischen Deutschland und Großbritannien sehr am Herzen. Den will sie fördern, denn darauf baut die Zukunft der Partnerschaft zwischen den beiden Ländern auf. Ihr Besuch war für beide Länder ein Erfolg, wenn er Jugendaustausch, Städtepartnerschaften, wissenschaftliche Zusammenarbeit und alltäglichen Begegnungen anregt. Also ist das Modell Königshaus keineswegs ein Auslaufmodell? Nein, das glaube ich nicht. Es ist ein Stück Identität in Großbritannien, eine große Mehrheit der Briten ist dafür. Die Königsfamilie hat gezeigt, dass sie mit der Zeit geht, dass sie offen ist. So wird sie auch weiterhin bestehen. Prinz Charles wird häufiger wegen politischer Einmischungen von der Regierung kritisiert. Inwieweit sich die Briten mehr Politik von Seiten der Krone wünschen, müssen sie für sich selbst klären. Wann kann man mit dem nächsten königlichen Besuch in Potsdam rechnen? Ihr letzter Besuch ist zwölf Jahre her, vielleicht kommt sie oder ihr Nachfolger in zwölf Jahren oder etwas früher wieder. Vielleicht wird Prince William die Krone übernehmen, er ist ein großer Sympathieträger, gerade auch bei Jüngeren. Es wäre sein erster Besuch in der Region. Vielleicht auch Prince Charles, der war schon häufiger in der Gegend. Die Fragen stellte Marion Hartig Dr. Uwe Koch ist Beiratsmitglied der Deutsch-Britischen Gesellschaft, der Potsdamer ist ein Vertreter der Landesgruppe Berlin-Brandenburg. Seit 1996 ist er in der Gesellschaft aktiv.

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