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Links und rechts der Langen Brücke: Ein Anfang

Michael Erbach hofft, dass die Entwicklung bei Babelsberg 03 beispielhaft sein könnte für Sport und Politik in Potsdam

Stand:

Es tut sich was beim SVB – im Vergleich zu den letzten Wochen, in denen der Fußball-Drittligist im Fokus der Potsdamer Filz-Affäre stand: Da klaffte plötzlich ein Riesenloch im Etat für die nächste Saison – der über eine Spitzelaffäre gestürzte Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen stand diesmal als Retter nicht mehr zur Verfügung. Verdeckte Bürgschaften, Darlehen und zweifelhafte Zuschüsse beispielsweise über dubiose Werbeverträge hatten den Verein bis dato stets gerettet und bis in die 3. Profi-Liga gespült. In Hinterstübchen wurden die „Angelegenheiten“ geregelt. Der Babelsberger Klub stand für: Seilschaften, Abhängigkeiten, Selbstherrlichkeit, Vetternwirtschaft, Filz. Ein Mikrokosmos Potsdamer Verhältnisse nach 20 Jahren SPD-Herrschaft. Doch durch beispiellose Fan-Aktionen, ein Aufbäumen von Stadtverordneten und letztendlich die Millionen-Bürgschaft der DKB-Bank wurde zunächst der Verein vor dem sportlichen Niedergang gerettet. Und wie weiter? Es tut sich was beim SVB. Ein neuer Vorstand wurde eingesetzt, ein neuer Geschäftsführer wird gesucht, neue Vereinsstrukturen werden geschaffen – Transparenz heißt das Zauberwort. Der neue SVB-Präsident ist kein eloquenter Strahlemann und kein Kungler, nicht mit der politischen Kaste verbandelt, sondern ein Arbeiter für den Verein. Er steht für Offenheit und eine klare Linie und sagt: „Es geht nicht anders!“ Er weiß, dass der sportlich-finanzielle Neuanfang untersetzt werden muss, damit wieder Vertrauen in den Klub entsteht. Doch da tut sich was: In den letzten zehn Tagen gab es 55 neue Mitgliedschaften – das spricht für wiedergewonnenes Vertrauen. Das ist ein beispielhafter Anfang, wie Sport funktionieren kann in dieser Stadt. Die Politik hängt dem noch nach, die Aufklärung hat jetzt erst begonnen – daran ändert auch die von Oberbürgermeister Jann Jakobs eingesetzte Transparenzkommission und die neu beauftragte Anwaltskanzlei zur Tiefenprüfung bei den Stadtwerken nicht viel. Es sind erste Schritte in die richtige Richtung. Das Problem: Sowohl auf sportlicher wie auch auf politischer Seite stehen jetzt ganze Vereine wie auch die Politik selbst unter Generalverdacht. Genau das aber darf nicht passieren. Nur, wie sonst sollen die jetzt kursierenden Verdächtigungen aus dem Weg geräumt werden, wenn nicht über Offenheit, Aufklärung, neue Strukturen? Ein Anfang ist gemacht – nun heißt es: Weitergehen auf diesem Weg. Es tut sich was!

Michael Erbach

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