Von Thomas Gantz: Ein angenehmer Abend
VfL-Handballer siegten in Bad Doberan 37:27/Alexander Schmidt sehr effektiv
Stand:
Der Bad Doberaner SV repräsentiert wie kaum eine andere Vertretung der Handball-Regionalliga Nordost den gehobenen Leistungsdurchschnitt dieser Spielklasse. Im bisherigen Saisonverlauf hatten die Mecklenburger elf ihrer 14 Heimspiele gewinnen können. Diese Bilanz hat ihnen jedoch nicht den Sinn für die Realitäten genommen. Und so wurde dann auch das abschließende Heimspiel gegen den souverän mit 37:27 (23:13) siegenden VfL Potsdam fast zu einem Kräftemessen mit Trainingsspielcharakter, in dem die Gäste sich gleich den ersten taktischen Fehler des Kontrahenten zunutze machten und innerhalb von zwölf Minuten von 8:11 auf 13:23 davonzogen. Die Spieler Bad Doberans schienen darauf eingestimmt gewesen zu sein.
Die Gastgeber hatten zuvor versucht, Lars Melzer als VfL-Spielmacher gesondert zu „bearbeiten“. Die dadurch entstehenden Lücken nutzten die Potsdamer zu einem vom Publikum großteils ehrfürchtig bestaunten Sturmlauf, um dessen Effektivität sich insbesondere Alexander Schmidt verdient machte. Der 20-jährige Sportstudent machte aus zwölf Gelegenheiten elf Tore.
Anhaltende bedingungslose Ernsthaftigkeit war vorgestern nicht erforderlich. Der VfL wirkte fast so, als hätte er nach hinten heraus ein Einsehen mit den 350 Zuschauern in der Doberaner Stadthalle, die ohnehin vordergründig in Abschiedsstimmung gekommen waren, die sich auf Stefan Kultermann bezog. Der Trainer der Gastgeber verabschiedete sich nach wechselvoll verlaufenden viereinhalb Jahren von seinem Dasein als Trainer des Tabellenachten und machte bei der Gelegenheit seiner Freundin einen Heiratsantrag. Dies war der Höhepunkt eines rundum angenehmen Abends, an dem die Potsdamer über weite Phasen des Spiels auch von Holger Schneider beobachtet wurden. Der frühere Nationalspieler und Bundesliga-Trainer (SV Post Schwerin, HSG Wetzlar, Stralsunder HV) arbeitet heute als Sportlicher Leiter des Zweitligisten HC Empor Rostock, der mit dem Bad Doberaner SV per Kooperationsvertrag verbunden ist. Schneider verließ die Halle beim Stand von 29:20 für den VfL im Bewusstsein, in der Folgezeit nichts Bahnbrechendes mehr zu sehen zu bekommen. Der Tabellenführer, dessen relativ hohe Zahl an Gegentreffern aus Nachlässigkeiten im Abwehrspiel resultierte, bot nach der Pause neben einigen anderen jüngeren Spielern den veranlagten Torhüter Matthias Frank auf, der zu überzeugen wusste. Der wieder spielfähige Enrico Bolduan bekam seltsamerweise keine Gelegenheit, aktiv Anteil am Spielgeschehen zu nehmen. VfL-Trainer Peter Melzer wollte ihn schonen. Wofür blieb unklar. Am kommenden Samstag geht die Saison zuende. Mit einem Spiel gegen den LHC Cottbus übrigens, der vorgestern gegen den BFC Preussen hoch verlor und nun um den Regionalliga-Verbleib zittert - eine eigentümliche Konstellation für etliche Beteiligte des VfL Potsdam.
VfL: Pahl, Panzer, Frank; Pohlack 5, Melzer 8, Barsties, Mellack 2, Bieganski 2, Piske 4, Bolduan, Schmidt 11, Kübler 1, Reimann 4/2, Sommer.
Thomas Gantz
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