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Sport: Ein Big Mac zur Belohnung

Motor-Boxer bezwangen Hertha mit 14:10 – Serdar Kahraman hungerte sich zum Kampfgewicht

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Motor-Boxer bezwangen Hertha mit 14:10 – Serdar Kahraman hungerte sich zum Kampfgewicht Von Henner Mallwitz Serdar Kahraman war mit einem unguten Gefühl in den Ring gestiegen. Werde ich das schaffen? Die Selbstzweifel des Babelsberger Neuzugangs waren berechtigt, hatte er doch in den vergangenen vier Tagen fünf Kilo abnehmen müssen, um im Halbweltergewicht bis 64kg antreten zu können. Tägliches Training – Seilspringen mit drei Hosen und drei Pullis, eine dicke Decke über den Kopf gezogen, nur Salat und Mineralwasser. Die Mühen lohnten sich: Gegen Ilja Sperling setzte sich der Berliner Türke trotz anfänglicher Schwächen souverän durch und hatte damit einen entscheidenden Anteil am letztendlichen 14:10-Sieg des SV Motor Babelsberg gegen Hertha BSC II. Auf der Treppe des Toyota-Autohauses saßen während des Fights Serdars Vater Sahim, der seinem Sohn auch als Trainer die Daumen drückte. Und Bruder Gökhan, der Fachmann an der Videokamera, der schon viele der 70 Kämpfe seines Bruders festgehalten hat. „Meine Familie ist sehr wichtig für mich“, erzählte der neue Mann im Motor-Team. „Seit ich sechs Jahre alt bin, werde ich von meinem Vater gecoacht.“ Anfangs, so gibt er zu, sei es ihm allein um Stärke gegangen. „Ich wollte mich auf der Straße durchsetzen.“ Doch das war einmal: „Wenn man sich schlagen will, gibt es den Ring.“ Ein Grundsatz, den bei Motor jeder teilt. Das spürte der 23-Jährige gleich, als er nach Potsdam kam. Und mit seinem ersten Kampf für den jetzigen Vorletzten der Oberliga fügte er sich dann auch bestens ein. Fast eine Ehrensache, hatten seine Teamkollegen doch schon mächtig vorgelegt. Im Bantamgewicht führte Thomas Märkisch den Berliner Andras Papp regelrecht vor, und Jakov Terskisch besiegte anschließend den Deutschen Meister im Federgewicht, Michael Feldner, durch RSC in der dritten Runde. David Sprenger setzte die Babelsberger Siegesserie fort: Im Leichtgewicht bezwang er Thomas Gebhardt – wenn auch durch eine recht gütige Kampfrichterentscheidung. Bei Jörg Rosomkiewicz (Mittel-) und Anatolij Hoppe (Halbschwergewicht) war die Sache schon klarer: Die Babelsberger gingen gegen Levan Janjgava und Adam Gorny als Sieger aus dem Ring. Allein Yves Enke (Welter-) und René Fiebig (Schwergewicht) waren die Verlierer auf Seiten der Gastgeber. Im Fall Fiebig besonders tragisch, denn der schwergewichtige Athlet war für den Polen Michal Torwanicki eingesprungen, der sich die Hand gebrochen hatte. „Mit einer solch klaren Entscheidung habe ich nicht gerechnet“, lobte Manager Ralph Mantau sein Team. Durch den Sieg gegen Hertha kämpften sich die Babelsberger vom letzten Tabellenplatz weg. Mantau: „Jetzt rollen wir das Feld von hinten auf.“ Die nächste Möglichkeit dazu wird es am 28. Februar geben, wenn der Mülheimer BC an der Großbeerenstraße empfangen wird. Besonders war Mantau an dem Abend von Serdars Kampf angetan und freute sich über den Einstieg des Neuen. „Wir wollten ihn schon vor zwei Jahren haben.“ Nun wechselt Kahraman vom Spandauer BC zu Motor Babelsberg und nimmt sich auch eine Wohnung in Potsdam. Nicht zuletzt, um eine eventuelle Sperre zu umgehen, auf die die Berliner ohne Ortswechsel drängen könnten und wohl auch würden. Der Manager sieht seinen Schützling indes schon als neuen Landesmeister in der Klasse bis 64kg. „Er boxt auf sehr hohem Niveau.“ Nach dem Sieg blieb Serdar Kahraman keine Zeit zum Feiern. Er sah sich alle Kämpfe noch bis zum Schluss an, dann wartete der Job bei Mc Donald“s auf den Spandauer, der es dort schon zum Crewtrainer gebracht hat. „Heute freue ich mich besonders auf die Arbeit“, gestand er. „Nach all der Qual ist nachher erstmal ein Big Mac fällig.“

Henner Mallwitz

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