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Landeshauptstadt: Ein Bild und seine Geschichte

Der Lustgarten dient am Sonnabend wieder als Fußballwettkampffläche – wie einst bei der Partie Viktoria gegen die Sport-Union

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Der Lustgarten dient am Sonnabend wieder als Fußballwettkampffläche – wie einst bei der Partie Viktoria gegen die Sport-Union Von jan Brunzlow Nein, nein, es war kein besonderes Tor von Walter Kuß. Es war nur einer von unzähligen Elfmetern, die der frühere Fußballer in seiner Karriere geschossen hat. Doch nur dieser eine ist überliefert. Auf Flyern gedruckt, liegt das ohnehin bekannte Motiv derzeit in Kneipen und an öffentlichen Orten aus. Ein braun gehauchtes Foto mit dem Stadtschloss im Hintergrund. Der Ball ist nicht zu sehen, doch ein Mann in Schusshaltung: Walter Kuß, heute 82 Jahre alt. Wo ist der Ball? „Na im Tor“, klärt Kuß mit Unverständnis die Frage und lacht. Denn er hat mit seinem Schuss den Torhüter der Potsdamer Sport-Union 04, Helmut Johl, verladen. Heute wäre dieses Foto wohl nichteinmal in die engere Auswahl für die Veröffentlichung gekommen, ein Fußballplatz mit herum stehenden Spielern und ohne Ball. Doch es ist Frühsommer 1941, die private Fotografie steckt noch in den Kinderschuhen und jedes scharfe Bild ist ein gutes Bild. Bis ins jetzige 21. Jahrhundert hinein trägt Walter Kuß die Aufnahmen seines Vaters, dem Schneidermeister Hermann Kuß, in der Tasche und versucht sie ab und an zu verkaufen. Seien es Bilder von Sepp Herberger in Potsdam oder einer Fußballmannschaft vor der heutigen Spielbank. Originalaufnahmen aus dieser Zeit sind rar und Walter Kuß liefert sogar noch die Artikel aus der Zeitung von damals dazu. So schrieb die Fußballwoche über das Spiel auf dem Lustgarten, „der schnelle Walter Kuß schoss zwei Tore für Viktoria“, insgesamt waren es drei an diesem Tag. Der Elfmeter auf dem Bild bedeutete die Führung für Viktoria gegen die Potsdamer Sport-Union 04 und auch für das 3:2 war der Potsdamer verantwortlich. Etwa 2000 Zuschauer säumten den Spielfeldrand des Exerzierplatzes, der noch vom Stadtschloss, den Ringerkollonaden und dem Marstall eingegrenzt war. Fernseher gab es nicht, das Radio galt als Kommunikationsmittel. Und Spiele wie das der Potsdamer Stadtmeisterschaft wurden darin nicht übertragen. Deshalb seien laut Kuß früher 2000 Zuschauer bei einem Spiel gewesen – mindestens. Das Foto hat sein Vater aus dem Kastanienwäldchen heraus gemacht, nun dient es als Werbung für den Spartacup 2004. Ebenso wie früher steht dabei am 5. Juni ab 14 Uhr im Potsdamer Lustgarten der Spaß im Vordergrund. Zu dem vom Spartacus organisierten Kleinfeld-Fußballturnier, das als Nachfolger der berühmt-berüchtigten „Abseits“-Turniere der 90-er Jahre gilt, haben sich elf Mannschaften von jeweils 5+1 Spielern angekündigt. Und auch Walther Kuß will dann an dem Ort sein, an dem er über viele Jahre hinweg dem runden Leder hinterher gejagt ist – und vielleicht darf er auch einen Elfmeter schießen.

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