Sport: Ein Debakel
Fußball-Oberligist SV Babelsberg 03 geriet daheim gegen den MSV Neuruppin mit 0:5 unter die Räder
Stand:
Es sollte der Sturm an die Tabellenspitze werden und wurde ein Debakel: Mit 0:5 (0:2) ging Fußball-Oberligist SV Babelsberg 03 am Samstagnachmittag im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion gegen den MSV Neuruppin unter. Lange ist es her, seit der SVB zuletzt zu Hause fünf Gegentore kassierte: beim 1:5 am 2. Februar 2002 im Zweitliga-Heimspiel gegen Greuther Fürth. Neuruppin ist nun wieder Spitzenreiter, verzichtete aber schon vor Wochen aus finanziellen Gründen auf den möglichen Aufstieg. Nulldrei bleibt der schwache Trost, nur einen Punkt hinter dem momentanen Tabellenzweiten 1. FC Union Berlin zu liegen, der bereits ein Spiel mehr bestritt und am Freitagabend daheim durch ein 1:1 gegen Torgelow ebenfalls Federn ließ.
Gleichwohl war der Frust der 1652 Babelsberger Zuschauer groß, vor allem wegen der Art und Weise, wie sich der SVB deklassieren ließ. „Das war heute ein ganz schwarzer Tag für uns“, räumte Trainer Rastislav Hodul ein, und SVB-Geschäftsführer Ralf Hechel grollte: „Darüber wird zu Wochenanfang noch zu reden sein!“ Zu einfach ließen sich die Gastgeber überwinden. Bei zwei Standardsituationen waren sie in Halbzeit eins nicht auf der Höhe: Als Neuruppins aufgerücktere Verteidiger Maik Neumann nach einer Ecke von rechts das Leder flach in die Maschen schob (4.) und als nach Urgutan Cepnis 25-Meter-Freistoß Andreas Biermann ungehindert hoch in den linken Dreiangel einköpfte (43.). Dazwischen hatten sich die Nulldreier ebenfalls einige Chancen erarbeitet, aber auch vergeben. Pech hatte vor allem Andreas Fricke, der nach Fabiano-Vorarbeit den Ball nur hauchdünn am linken Pfosten vorbeizirkelte (14.). Schon in den ersten 45 Minuten wirkten die Gäste frischer, zweikampfstärker, ballsicherer.
Was sich nach dem Seitenwechsel fortsetzte: Die Gäste, die ohne Erfolgsdruck frisch und frei aufspielten, ließen Ball und Gegner laufen. Der SVB hatte dem nichts entgegen zu setzen und geriet endgültig auf die Verliererstraße, als Danny Kukulies nach Doppelpass mit Ronny Krüger mühelos von links flach vollendete (58.). Anschließend schwächte sich Nulldrei selbst numerisch. Nachdem Neuruppins Kapitän Martin Neubert, im eigenen Strafraum am Boden liegend, ein Handspiel unterlaufen war, ein Pfiff ausblieb und Babelsbergs heftige Proteste dagegen erfolglos blieben, ließ sich Enrico Röver zu einer Schimpfkanonade hinreißen, die ihm Gelb einbrachte. Als er das mit Applaus bedachte, zückte Schieri Helmut Bley (Sehmatal) sofort Gelb-Rot (62.). „Das hätte nicht passieren dürfen“, meinte später auch Hodul, der an der Seitenlinie noch weiter bittere Minuten durchleiden musste. Obwohl mit einem Mann weniger deutlich zurückliegend, kickte seine Mannschaft weiter offensiv und rannte damit förmlich ins Messer. Zwar hatte sie auch jetzt noch Chancen (64. Fricke, 68. Zenk, 69. Froese, 74. Hartwig), doch die Gäste konterten erfolgreicher: Cepny jagte das Leder aus spitzem linkem Winkel sehenswert in die lange Ecke des SVB- Tors (66.), erneut Kukulies traf nach Doppelpass mit Krystian Prymula (87.).
„Der Unterschied zwischen Babelsberg und uns war heute Leidenschaft, Engagement und der unbedingte Wille zum Sieg. Wir sind zwar durch Standards glücklich in Führung gegangen, aber danach lief es prima“, meinte Kukulies nach dem Abpfiff, und MSV-Coach Christian Schreier lobte: „Meine Mannschaft hat einen sehr guten Charakter bewiesen, hat sich hier nicht hängen lassen und ihr Super-Spiel nach vorn auch in Tore umgemünzt.“ Zugleich ließ Schreier offen, ob er nun weiter in Neuruppin bleibt. „Der Verein müsste sich jetzt auch mal rühren, darauf warten die Spieler und ich.“
Babelsbergs Mittelfeld-Motor René Tretschok schimpfte währenddessen: „So darf man sich nicht abschlachten lassen, da brauchen wir nichts schön zu reden. Wir haben uns heute den Schneid abkaufen lassen und verdient verloren.“ Am kommenden Donnerstag will es Nulldrei besser machen: Im Landespokal-Viertelfinalspiel bei Neuruppin II. In der Meisterschaft warten noch 14 Spiele auf den SVB.
Babelsberg: Becker; Lukac, Laars, Grossert; Fabiano, Zenk (75. Lücke), Tretschok, Kindt (54. Froese); Hartwig; Fricke, Röver.
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