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Landeshauptstadt: Ein Denkmal, das niemand will

Die Reste eines an die Einigungskriege 1870 erinnernden Monuments vermodern im Bornimer Wald

Stand:

Bornim - An der Amundsenstraße liegen unweit der Katharinenholzstraße mehrere Steintafeln im Wald. Einige tragen Aufschriften wie Pierrefitte und Stains, französische Gemeinden, wo 1870 Schlachten des Deutsch-Französischen Krieges stattfanden.

Diese Angaben ermöglichten es dem militärgeschichtlich interessierten Potsdamer Karsten K. Knuth, sie als Reste eines Denkmals für die Gefallenen der Einigungskriege zu identifizieren, die 1871 zur Gründung des von Preußen dominierten deutschen Kaiserreiches führten.

Dass es ein solches Denkmal an den Schießständen im Katharinenholz gab, ist bekannt. Es wurde vom Ersten Garderegiment zu Fuß gestiftet und am 2. September 1872 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm I. enthüllt. In ihrem Buch „Vernichtet - vergessen - verdrängt“ beschreiben Frank Bauer, Hartmut Knitter und Heinz Ruppert das Aussehen des Denkmals: „Es bestand aus einem hohen steinernen Unterbau, der einen etwa lebensgroßen Löwen aus Bronze trug. Der Unterbau zeigte an den Flächen bzw. Ecken vier flache Lorbeerkränze, vier plastische Adler und wies drei große Tafeln auf Die Tafeln verzeichneten die Namen der Gefallenen.“

Dem Beitrag ist ein Foto des Denkmals hinzugefügt. Darauf ist die Inschrift der auf der Vorderseite angebrachten Tafel zu erkennen: „Dem ehrenvollen Andenken der in den Feldzügen 1866, 1870 und 1871 mit Gott für König und Vaterland ruhmvoll gefallenen Offiziere, Unteroffiziere u. Mannschaften gewidmet vom Ersten Garde Regiment zu Fuss am 18ten August 1872“. Auf den Sockeln der die Adler tragenden Säulen waren die Namen der Schlachten angegeben, an denen das Regiment teilgenommen hatte.

Eine besondere Rolle spielte dabei die Schlacht von St. Privat vom 18. August 1870, die durch den Sieg der Preußen vorentscheidend für den Kriegsausgang war. Dabei verlor das Potsdamer Eliteregiment im französischen Schnellfeuer 1101 Mann, mehr als ein Drittel seiner Feldstärke. Von 56 Offizieren fielen 35.

In dem von Bauer, Knitter und Ruppert 1993 verfassten Buch heißt es: „Der Verbleib des Denkmals ist ungeklärt.“ Nun aber sind die Reste wieder aufgetaucht. Sie wurden von Mitarbeitern des Munitionsbergungsbetriebes aufgefunden, der ab 2005 das Ende des Zweiten Weltkrieges hart umkämpfte Katharinenholz von Blindgängern säuberte. Offensichtlich ist das Denkmal von den sowjetischen Besatzern nach 1945 demontiert oder gesprengt worden.

Karsten K. Knuth macht geltend, dass die erhaltenden Steintafeln wichtige geschichtliche Zeugnisse sind. Deshalb sollten sie nicht länger der Verwitterung ausgesetzt bleiben, sondern geborgen und eingelagert werden. Darum hat er sich beim Potsdam-Museum und der Denkmalpflege bemüht, aber ohne Ergebnis.

Auch Nachfragen der PNN brachten kaum Erfolg. Potsdams Stadtkonservator Andreas Kalesse erklärte, die Tafeln seien rechtlich gesehen kein Denkmal und fielen deshalb nicht in seinen Zuständigkeitsbereich. Die Bergung sei Aufgabe des Potsdam-Museums. Dort wird das jedoch verneint. Außerdem ständen weder Lagermöglichkeiten noch Mittel für den Abtransport zur Verfügung. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt schließt als Forschungseinrichtung, die keine gegenständlichen Zeugen sammelt, ebenfalls die Bergung aus.

Eine positive Resonanz gab es bisher lediglich vom Förderverein Militärmuseum Brandenburg-Preußen e.V., der in Potsdam ein solches Museum aufbauen will. Geschäftsführer Volker Schobeß wies gegenüber den PNN zwar darauf hin, dass dem Verein ebenfalls nur begrenzte Lagermöglichkeiten für seine umfangreiche Sammlung zur Verfügung stehen. Er werde jedoch prüfen, ob wenigstens die mit Inschriften versehenen Tafeln des Denkmals aufgenommen werden können.

Erhart Hohenstein

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