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„Strategie EWP 2020“: Ein Dutzend Kraftwerke vor der Haustür

Energiekonzept der EWP sieht den Bau kleinerer Stromerzeugungsanlagen vor. An der Umsetzung können sich die Kunden über einen Fonds beteiligen

Von Peer Straube

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Potsdam - Mit einem rund 40 Millionen Euro schweren Maßnahmenpaket will die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) die Energieversorgung der Stadt sichern. Es umfasst im Kern den Bau von bis zu zwölf neuen Blockheizkraftwerken, die Beteiligung an Windkraftanlagen im Potsdamer Umland, den Bau von zwei Tiefenspeichern im Bornstedter Feld und im Zentrum-Ost sowie die Auflage eines Kundenfonds, bei dem die Bürger der Stadt sich an einzelnen Projekten – gegen Rendite – finanziell beteiligen können.

Die Einzelheiten des „Strategie EWP 2020“ genannten Energiekonzeptes stellten Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die EWP-Chefs Wilfried Böhme und Holger Neumann am Mittwoch vor. Oberste Prämisse sei es, mit wirtschaftlich rentablen Investitionen die Klimaschutzziele der Stadt zu erfüllen, sagte Böhme. Wie berichtet will die Landeshauptstadt ihre Kohlendioxid-Emissionen bis 2020 um 284 000 Tonnen reduzieren. Mehr als die Hälfte davon – 156 000 Tonnen – muss die EWP schaffen. Mit den genannten Maßnahmen werde dieses Ziel fast erreicht, sagte Böhme. Er sei aber zuversichtlich, auch für die verbleibende Lücke von 14 000 Tonnen eine Lösung zu finden.

Mit dem Bau der Blockheizkraftwerke soll laut Böhme 2013 begonnen werden. Das erste soll in der Kunersdorfer Straße errichtet werden, danach folgen Anlagen in der Zeppelinstraße und im Bornstedter Feld. Weitere Standorte seien unter anderem Drewitz und Zentrum-Ost. Geplant seien Kraftwerke mit einer Leistung von bis zu zwei Megawatt, die durch die Verbrennung von Bio- statt Erdgas erzeugt wird, sagte Böhme.

Der Bau der bis zu je zwei Millionen Euro teuren Blockheizkraftwerke soll zumindest teilweise über einen Kundenfonds finanziert werden, den die EWP wie berichtet spätestens zum Jahresende auflegen will. Geplant sei ein Volumen von fünf bis zehn Millionen Euro, sagte Neumann. Über sogenannte Inhaberschuldverschreibungen könnten Stadtwerkekunden zwischen 1000 und 5000 Euro anlegen. Dafür erhalten sie zwischen drei und 3,5 Prozent Zinsen. Die Anlagehöchstgrenze sei festgelegt worden, um Spekulanten fernzuhalten, so Neumann. Ein ähnliches Modell ist bereits unter anderem in Brandenburg an der Havel erfolgreich erprobt worden.

Die EWP setzt mit dem Bau von über das Stadtgebiet verstreuten Blockheizkraftwerken auf eine dezentrale Energieversorgung. Denn die Alternative, der Bau eines dritten Blocks am Heizwerk Süd, sei damit zumindest vorerst vom Tisch, sagte Böhme. Geplant sei dort allerdings ein 25 000 Kubikmeter fassender Wärmespeicher, der in den Sommermonaten überschüssige Heizwärme speichern soll. Das Kraftwerk produziere dann nur noch an den Werktagen und könne an den Wochenenden heruntergefahren werden. Derzeit wird im Sommer lediglich die Produktion gedrosselt. Der Wärmespeicher soll das System effizienter und damit rentabler machen.

Verhandelt werde zudem noch mit mehreren Betreibern von Windkraftanlagen im Umland über eine Beteiligung der EWP. Fünf Millionen Euro wolle man investieren, so Böhme. Schließlich soll zusätzliche Energie aus Sonnenkollektoren gewonnen werden. So sei etwa eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Feuerwache geplant, sagte Böhme. Er räumte allerdings ein, dass es dort statische Probleme gebe. Rechne sich das Projekt nicht, werde es beerdigt, sagte er.

Die Bündnisgrünen kritisierten am Mittwoch, dass die EWP ein fertiges Konzept vorgelegt habe, das vorher nicht diskutiert worden sei. Die Stadt habe damit gegen einen Beschluss der Stadtverordneten verstoßen, sagte Fraktionsgeschäftsführer Andreas Walter den PNN. Jakobs wies die Kritik zurück. „Wir treten jetzt in die Debatte ein“, sagte er.

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