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Landeshauptstadt: Ein Dutzend neue Nachbarn

In der Gutenbergstraße verschwinden bis Jahresende die letzten verfallenen Häuser – sie werden saniert

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Innenstadt - Das älteste erhaltene Haus der barocken Innenstadt bekommt neue Nachbarn – genau zwölf. Das ältestes vorhandene Gebäude wurde 1732 in die königliche Landschaft gebaut, die neuen Stadthäuser werden anno 2008 datiert. Denn Baustart in einem der letzten bebaubaren Hinterhöfe der barocken Innenstadt soll Ende April sein, im Herbst könnten die ersten Familien beziehen, so Ringo Haritz. Im Vorjahr hatte die Project Development GmbH aus Nürnberg, für die Haritz arbeitet, das letzte verfallene Ensemble der Gutenbergstraße gekauft – an einer Stelle, an der sich vor 15 Jahren Hausbesetzer und Polizei Straßenschlachten lieferten.

„Es ist schwer vorstellbar, dass es hier einmal schön wird“, sagte gestern Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Schon 1991 habe es einen Investor gegeben, der ganz schnell sanieren wollte. „Unangenehme Erinnerungen“ habe er gerade an diese Stelle der Gutenbergstraße, an der einst die Gaststube „Stadt Magdeburg“ sowie der Laden „Flaschen Schröder“ waren. Läden, deren frühere Existenz noch heute in den bröckelnden Fassaden zu erkennen ist. Nichts außer historische Dokumente gibt es dagegen von den Ereignissen vom September 1993, als das besetzte Haus Gutenbergstraße 105 geräumt worden ist und es zu Straßenschlachten kam. „Eine der größten Auseinandersetzungen in der Landeshauptstadt zwischen Polizei und Hausbesetzern“, sagte Jakobs rückblickend. Immer wieder sei der Stadt damals vorgeworfen worden, es würde für Spekulanten geräumt. Doch habe man früheren Investoren keine Baugenehmigung erteilen können, da „Erhaltenswertes verloren gewesen wäre“, so Jakobs. Haritz und die Project Development haben dagegen inzwischen die Baugenehmigungen. Sie wollen Altes erhalten und sogar einen historischen Laubengang, der momentan nur zu erahnen ist, wieder herstellen. Ebenso die denkmalgeschützte Remise und ein freigelegter früherer Keller sollen in das Ensemble eingefügt werden.

Die Investoren und künftigen Nutzer sind gefunden. Sieben der zwölf Häuser sowie eine große Dachwohnung seien bereits verkauft. Wer jetzt noch eines der verblieben Stadthäuser mit 142 Quadratmetern Wohnfläche erwerben möchte, muss 353 582 Euro ausgeben. Darin enthalten sind an Extras: Tiefgargenstellplatz, eine Dachterrasse sowie ein extensiv begrüntes Flachdach. Im Hof selbst ist gestern ein Walnussbaum gepflanzt worden, direkt neben dem geplanten Kinderspielplatz. Der Baum wurde ausgewählt, weil Kaiserin Maria Theresia im 18. Jahrhundert den Anbau der Nussbäume förderte: „An jedem Hof soll ein Nussbaum stehen“, soll sie gesagt haben. Auch im Hof der Gutenbergstraße.

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