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Geburtstag. Seit 13 Jahren lebt Luise Gieseking im Hasenheyer Stift.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Ein einfaches Leben

Luise Gieseking feierte ihren 100. Geburtstag – damit gehört sie zu den 33 Potsdamern, die älter als 100 Jahre sind. 30 von ihnen sind Frauen

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Es ist schon keine Seltenheit mehr, einen 100. Geburtstag zu feiern. 30- bis 40-mal im Jahr geschieht das inzwischen in Heimen der Inneren Mission Brandenburg (Lafim), zu denen auch das Hasenheyer Stift Potsdam gehört. Am gestrigen Montag wurde dort einer munteren 100-Jährigen Glück gewünscht und die genoss sichtlich die Aufmerksamkeit, die ihr die Beigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU), Kindergartenkinder und natürlich die Betreuer und Mitbewohner des Stiftes schenkten.

Charlotte Gieseking wird am 12. Mai 1913 in Fürstenwalde geboren und bis heute führt sie ein einfaches Leben mit enger Familienbindung. Ab dem 14. Lebensjahr arbeitet die junge Luise Löke, sie heiratet 1938 Fritz Gieseking und bekommt zwei Kinder. Für die muss sie allein sorgen, bis der Mann 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkommt. Mit ihm zusammen bewirtschaftet sie dann einen eigenen Bauernhof in Philadelphia. Das liegt nicht etwa in Amerika, sondern in der Mark Brandenburg. Später ist sie wieder als Verkäuferin tätig. Luise Gieseking arbeitet viel, hat aber nach eigener Aussage immer Spaß daran. Sie überlebt ihren Mann, der 1957 stirbt, und sogar die eigene Tochter (gest. 1989). Umso enger wird das Verhältnis zum Sohn. Ende der 80er-Jahre fragt er sie, ob sie nicht von Teltow in ein Altersheim in seiner Nähe ziehen möchte. Sie schaut sich das Evangelische Altenhaus in der Brandenburger Vorstadt an und organisiert 1993 ihren Umzug dorthin selbst. Da das Altenhaus seinen Betrieb einstellt, wird sie Bewohnerin des Hasenheyer Stiftes in der Meistersingerstraße. Das Gebäude selbst wird in diesem Jahre ebenfalls 100 Jahre alt. Im September soll das Jubiläum gefeiert werden.

„Meine Mutter ist sehr diszipliniert“, sagt Rolf Gieseking, der am Geburtstag an ihrer Seite sitzt. „Sie isst bewusst und trinkt viel. Und sie hat immer etwas zu meckern“, erklärt er lachend. Wenn das Bett nicht schnell genug gemacht werde, treibe sie auch mal das Personal an. Da der Sohn um die Ecke wohnt, besucht er seine Mutter jeden Tag. Mit dem Rollator kann sie ihm noch bis zur Tür entgegenkommen, dann aber geht es ihm Rollstuhl nach draußen oder in den Garten des Sohnes. Diese Ausflüge genießt sie. Das Hören fällt schon schwer, aber die Geburtstagskarte der Stadt liest sie noch selbst vor. Beim Fernsehen gucke sie am liebsten Fußball, erzählt Sohn Rolf. Er habe selbst Fußball gespielt und das Interesse an der Sportart wirke noch fort.

Obwohl Luise Gieseking ein Leben lang berufstätig war, reichen schmale Rente und das Geld aus der Pflegestufe für den Unterhalt im Stift nicht aus. Der Staat zahlt einen Zuschuss von 2000 Euro monatlich. Ein kleines Taschengeld nutzt die 100-Jährige vor allem für Friseur und Körperpflege, denn auch mit 100 will sie noch schick sein. Sie fühlt sich wohl im Stift, das für seine Jubilare bekannt ist. Auch der älteste Potsdamer Wilhelm Hamann wohnte bis zu seinem 106. Lebensjahr dort. Im Moment ist der älteste Stadtbewohner eine Frau und 103 Jahre alt. In Potsdam wohnen derzeit 33 über hundertjährige Menschen, 30 von ihnen sind Frauen. dif

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