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Landeshauptstadt: Ein Entwurf, der überzeugte

Im Kulturausschuss wurde die zukünftige Fassade der Stadt- und Landesbibliothek vorgestellt / Antrag auf Erhalt der alten Fassade hinfällig

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Innenstadt - Der Entwurf war so schlicht wie überzeugend, dass nach dessen Vorstellung kaum noch Fragen offen blieben.

Reiner Becker vom gleichnamigen Potsdamer Architekturbüro war am Donnerstag in den Kulturausschuss gekommen, um in einem strittigen Thema Rede und Antwort zu stehen. Soll die Fassade der Stadt- und Landesbibliothek im Rahmen der in diesem Jahr beginnenden dreijährigen Umbau- und Sanierungsarbeiten erneut oder, wie es die Fraktion Grüne/Bündnis 90 in einem Antrag fordert, in seiner jetzigen Form erhalten bleiben? Beckers Argumentation für eine Erneuerung war kurz und überzeugend. Als er noch einen vorläufigen Entwurf der zukünftigen Fassade zeigte, war sogar Saskia Hüneke (Grüne/Bündnis 90) überrascht, dass sie sich zu einer diplomatisch formulierten Rücknahme des Antrags entschloss.

„Nachdem für den Ausbau des Alten Rathauses zum Museum der Innenausbau der DDR-Zeit nicht mehr erhalten bleiben kann, ist die Bibliothek das einzige Gebäude aus der DDR-Zeit, das auch auf lange Sicht in der Potsdamer Innenstadt erhalten bleiben kann“, hatte die Fraktion Grüne/Bündnis 90 ihren Antrag begründet. Architekt Becker erklärte dagegen, dass diese so genannte Vorhangsfassade gar nicht DDR-typisch sei. „Diese Form der Fassadengestaltung war in den 50er Jahren weltweit bliebt. Selbst Mies van der Rohe hat das Prinzip in den Vereinigten Staaten angewandt“, sagte Becker. Bei Mies van der Rohe hingegen seien die so genannten Lisene, die senkrechten, pfeilerartigen Mauerblenden, die der Fassade die markante, gitterartige Struktur geben, aus Stahl. „Und das aus gutem Grund“, so Becker. Bei der 1974 fertig gestellten Stadt- und Landesbibliothek hingegen seien die Lisene aus Stahlbeton und mittlerweile so stark korrodiert, dass sie nur mit hohem Kostenaufwand erhalten oder erneuert werden können. Hinzu komme, dass die Fassade für ein Gebäude als Solitär konzipiert sei und das so alleinstehende Gebäude wie einen Mantel umschließe. Durch die geplante Bebauung der Mitte, sollen links und rechts an die Bibliothek neue Gebäude anschließen. Somit sei die Vorhangfassade überholt.

Die zukünftige Fassade soll die klare Struktur des Gebäudes aufgreifen. Becker sprach davon, dass die jetzige Fassade „weiterentwickelt“ werde. Horizontale Elemente sollen mit vertikalen verwoben werden. Die großen Flächen dazwischen sind mit unterschiedlich farbigen und gebrochenen Glas zu füllen. Nur im Erdgeschoss soll das Glas farblos bleiben, um so die Offenheit des Eingangsbereichs zu verstärken.

Die Mitglieder im Kulturausschuss begrüßten den Entwurf einstimmig. Die Frage nach dem Aussehen und der möglichen Nutzung der Gebäude, die links und rechts an die Bibliothek angebaut werden sollen, konnte Becker nicht beantworten, da es noch keine Planungen gäbe. Nach kurzem Überlegen erklärte Saskia Hüneke, dass durch die neue Fassade ursprüngliche Merkmale der Stadt- und Landesbibliothek erhalten werden. Dadurch sei das „Antragsanliegen erfüllt“ und die ursprüngliche Forderung nach einem Erhalt der alten Fassade hinfällig. D.B.

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