zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Ein festes Haus Provisorien beim Hans Otto Theater sind vorbei

Eigentlich war schon der Mittwoch, der 16. April 2003, der entscheidende Abschluss der Potsdamer Theatergeschichte, die ihresgleichen suchen dürfte.

Stand:

Eigentlich war schon der Mittwoch, der 16. April 2003, der entscheidende Abschluss der Potsdamer Theatergeschichte, die ihresgleichen suchen dürfte. An diesem Tag rückte an der Schiffbauergasse schweres Gerät an und rammte den ersten von 168 Gründungspfählen in den weichen Untergrund der ehemaligen Potsdamer Gasanstalt.

Vorausgegangen war 1991 der Abbruch des Theaterrohbaus auf dem Alten Markt, der noch in den letzten Monaten der DDR-Existenz begonnen wurde. Das seit 1949 angestammte Haus in der Zimmerstraße, wegen Asbestbelastung nach der Wende geschlossen, bedurfte eines Ersatzes und es entstand das zehn Millionen Deutsche Mark teure Provisorium an der Alten Fahrt. Eigentlich war die Zimmerstraße über vier Jahrzehnte ebenfalls nicht mehr als ein Provisorium. Denn nachdem das 1795 eröffnete Schauspielhaus am Kanal beim Bombenangriff am 14. April 1945 zerstört worden war, fand das „Brandenburgische Landestheater“ in der ehemaligen Tanzgaststätte in der Zimmerstraße 10 eine neue Bühne. Immerhin: Schauspiel, Oper, Operette und Konzert hatten hier über Jahrzehnte ein treues Publikum. Nach Schließung der Zimmerstraße und Eröffnung des Provisoriums begann die Suche nach einem endgültigen Standort. Dem damaligen Intendanten, dem Schweizer Guido Hounder, wird zugeschrieben, dass er die Idee mit der Schiffbauergasse hatte.

Als schon alles in Sack und Tüten schien, als die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) als Bauherr beauftragt und Architekt Gottfried Böhm zur Anpassung seines Entwurfes veranlasst war, als der damalige Oberbürgermeister Matthias Platzeck den ersten Förderbescheid in den Händen hielt, platzte das Projekt erneut, weil die LEG zu Bruch ging.

Erst als das städtische Hochbauamt in die Bresche sprang, ging das Projekt wieder voran und ist bis auf wenige Restarbeiten nun vollendet. Ein Theater wird nicht alle Jahrzehnte und nicht einmal alle Jahrhunderte eröffnet und so ist das Interesse allenthalben groß. Bundespräsident Horst Köhler kommt in Begleitung seiner Ehefrau Eva Luise zur Eröffnung. In einem Brief an Potsdams Oberbürgermeister hat Köhler vom „futuristischen“ Theaterneubau gesprochen. Was ist futuristisch? Es ist vor allem das Dach in der Gestalt einer entfalteten Blüte oder klaffenden Muschel über dem 485 Besucher fassenden Zuschauerraum. Es besteht aus drei Betonschalen, die weit hervorragen. Selbst erfahrenen Betonbauern hat deren Herstellung enorme Probleme bereitet. Von der Humboldtbrücke und vom Babelsberger Park aus ist das neue, architektonische Potsdamer Juwel ein schöner Blickpunkt.

Früher prägten die Gasometer der Gasfabrik die Uferlandschaft am Tiefen See. Von diesen Denkmälern ist nur der Stumpf des größten Behälters übrig geblieben. Böhm bezog den riesigen Stahlzylinder in den Neubau ein. Es ist der künftige Anlieferbereich des Theaters. Gottfried Böhms Sohn Markus hat das Gasometerrund mit roten „Tattoos“, welche die Erdanziehungskraft darstellen sollen, verziert – vielleicht symbolisch für die Magnetwirkung, die das neue Haus auf das Publikum haben dürfte. Günter Schenke

Günter Schenke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })