Von Thomas Gantz: Ein Festival des Konterspiels
VfL-Handballer beim 35:15 über die Bramstedter TS mit hervorragender zweiter Halbzeit
Stand:
Maik Wetzel wirkte äußerlich gelassen, als er die Halle in Richtung Mannschaftsbus verließ. Der Trainer der Bramstedter TS bleibt nach eigener Auskunft auch in düsteren Stunden entspannt. Wer wissen wollte, was er seinen Spielern am vergangenen Samstag nach dem 35:15 (13:11) des VfL Potsdam zu sagen hatte, den ließ der gebürtige Rostocker nicht im Unklaren: „Ich habe ihnen erzählt, dass sie sich nicht zu viele schlechte Gedanken machen sollen. Was uns in Potsdam erwarten könnte, wussten wir vorher. Wir hatten nicht vor, so unterzugehen. Der Gegner war jedoch nach der Pause nicht zu halten. Das muss man als Sportler auch einmal so akzeptieren.“
Eine Halbzeit hielten die Gäste dank geschickten Taktierens vor 300 Zuschauern in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee sehr gut mit und nährten die Hoffnung auf Spannung bis hinein in die Endphase – auch, weil die Potsdamer sich nach einer gespielten Viertelstunde zu viele Fehler leisteten.
Wetzel hatte sein Personal in der Halbzeitpause lange zur Erholung in der Kabine belassen und angeordnet, den Ball weiter lange in den eigenen Reihen zu behaupten und ihn nur in vielversprechenden Situationen aufs Tor zu werfen. Es half nichts: Binnen vier Minuten warf der Tabellenführer nach Wiederanpfiff fünf Tore. Der jungen Gästevertretung kam die Übersicht abhanden. Sie fand sie nie wirklich wieder und ging in einem Stakkato der Konterläufe unter.
Die selbst für VfL-Verhältnisse außergewöhnlich gute zweite Spielhälfte prägten neben Torhüter Ariel Panzer speziell die im Torabschluss sehr konsequenten Jan Piske und Alexander Schmidt. Die Präzision, mit der Panzer die beiden mehrmals per schnellem Abwurf durch die ganze Halle in Szene setzte, zählte zu den Attraktionen des Abends, an dessen Ende sogar noch der zweithöchste Saisonsieg herausgesprungen war.
Im deutlichen Gewinnen von Regionalliga-Punktspielen haben die VfL-Handballer mittlerweile derartige Routine, dass nach Schlusspfiff auch die launig gemeinte Wortmeldung der vier mitgereisten Anhänger aus Bad Bramstedt unkommentiert blieb. Großflächig hing der Spruchband-Gruß, der mit guten Wünschen für die 2. Bundesliga verbunden war, am Rand der Tribüne. Sein Kerngedanke war klar formuliert. Jede Serie geht einmal zu Ende. Während sich VfL-Regisseur Lars Melzer etwas an dieser so gar nicht despektierlich gemeinten Botschaft störte, schüttelte Kreisspieler Jörg Reimann nur belustigt den Kopf. Zu beeindrucken werden die Potsdamer wohl erst wieder im Herbst sein...
Geht alles glatt, könnten nach dem am 22. März anstehenden Heimspiel gegen den HSV Insel Usedom Meistertitel und Aufstieg gefeiert werden. Zwei Siege fehlen bis dahin noch.
1. VfL Potsdam: Pahl, Panzer; Pohlack 2, Melzer 9/3, Barsties 1, Bolduan 4/2, Bieganski 1, Harnge, Mellack 3, Piske 7, Schmidt 5, Kübler, Reimann 2, Schugardt 1.
Thomas Gantz
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