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Von Erhart Hohenstein: Ein Flöten-Faun im Rehgarten von Sanssouci

Kolossalherme aus Friedrichs Zeiten restauriert und wieder aufgestellt

Stand:

Der „Jugendliche Faun mit Querflöte“ kehrte gestern nach zweijähriger Restaurierungszeit in den Rehgarten von Sanssouci zurück. Südlich der Hauptallee hob nahe Freundschaftstempel und Sonnenlaube ein Kran den mit 1,90 Metern übergroßen Kopf wieder auf die gut drei Meter hohe Stele, die ebenfalls Schäden aufwies und durch den Uetzer Steinmetzen Roberto Lorenz erneuert werden musste. Daran beteiligt war ebenso das Stahnsdorfer Steirnrestaurierungsunternehmen Melior und Partner.

Den Faunkopf hatten Robert Freund, Ulrich Garn und Marco Hippel in der Skulpturenwerkstatt der Schlösserstiftung restauriert. Dafür boten Einnahmen aus dem freiwilligen Parkeintritt im Jahr 2008 die finanzielle Grundlage. Die Kosten lagen bei 33 500 Euro.

Wie Saskia Hüneke, die Stiftungs-Kustodin für Skulpturen, recherchiert hat, ist der Faun nicht wie bisher angenommen eine um 1850 von Eduard Stützel geschaffene Kopie, sondern das Original aus der Zeit Friedrichs des Großen. Zudem wurde es nach neuesten Erkenntnissen nicht von dem Bildhauer Jean Cherin geschaffen, sondern von seinem Braunschweiger Kollegen Philipp Gottfried Jenner. Dies gibt Matthias Oesterreich in seiner 1775 erschienenen „Beschreibung und Erklärung der Gruppen, Statuen , welche die Sammlung Sr. Majestät des Königs von Preußen ausmachen“, so an. Mit so genannten Kolossalhermen ließ Friedrich der Große den Rehgarten an 17 Stellen schmücken. Davon sind nur fünf geblieben. Um 1773 von den Bildhauern Cherin, Jenner und Johann Kaplunger geschaffen, mussten vier davon bereits nach einem halben Jahrhundert wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes abgenommen werden. In den 1840er Jahren fertigte vornehmlich Eduard Stützel Kopien an, die dann an anderer Stelle im Rehgarten wieder aufgestellt wurden. Neben dem Faun hat sich nur Kaplungers „Flora mit Blumen“ im Original erhalten.

Die fünf bis sechs Meter hohen Marmorbilder wurden nach und nach aus dem Park genommen, um sie zu restaurieren. Neben den Büsten werden auch die schmalen, nicht mehr standsicheren Stelen erneuert. In der Skulpturenwerkstatt sind der „Winter“, von Kaplunger als alter Mann im Pelzumhang und mit einer Frucht, wahrscheinlich einer Quitte, dargestellt, und die „Flora“ in Arbeit.

Der Name Herme geht auf den griechischen Gott Hermes zurück, dessen Kopf auf solchen Stelen modelliert war. Da er als Schutzgott der Wanderer galt, befanden sich Hermen oft an Weges- und Waldrändern. Laut Hüneke entspricht die Aufstellung der Stelen im bewaldeten Westteil des Sanssouci-Lustgartens dem antiken Vorbild.

Erhart Hohenstein

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