zum Hauptinhalt

Aus dem GERICHTSSAAL: Ein Freispruch zweiter Klasse Anklage: Schwangere

in den Bauch geboxt

Stand:

Ginge es nach dem Willen der Staatsanwältin, dann müsste Michael M.* (37) – vielfach vorbestraft, zudem unter Bewährung stehend – für drei Monate ins Gefängnis. Für sie ist nach vier Verhandlungstagen und dem Anhören zahlreicher Zeugen klar: Der Arbeitslose versetzte seiner schwangeren Lebensgefährtin am Abend des 22. April 2006 einen Faustschlag in den Bauch, was zum Glück ohne Folgen für das Kind blieb. Amtsrichter Wolfgang Peters sprach den Potsdamer allerdings vom Vorwurf der versuchten Körperverletzung frei. „Es ist ein Freispruch zweiter Klasse“, betonte er. „Ich kann Ihnen nicht zweifelsfrei nachweisen, dass Sie die Tat nicht doch begangen haben.“

An jenem Frühlingstag traf sich Michael M. – wie so oft – schon vormittags mit Gleichgesinnten in der Nähe der Jet-Tankstelle in der Großbeerenstraße, um zu trinken. Auch seine damalige Partnerin Franziska F.* war dabei, konsumierte laut eigener Aussage aber keinen Alkohol. Stunden später geriet sich das Paar in die Haare. „Wenn Michael sehr viel getrunken hat, rastet er manchmal aus. So war es auch diesmal“, erzählte Franziska F. im Zeugenstand. „Erst hat er eine Bierflasche geworfen, dann boxte er mich in den Bauch. Ich hatte Angst, dass dem Baby etwas passiert sein könnte und verpasste ihm reflexartig eine Ohrfeige“, so die 18-Jährige. Dann habe sie die Polizei gerufen.

Michael M. – zum damaligen Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass das Kind nicht von ihm ist – bestritt den Vorwurf entschieden. Die von ihm benannten Zeugen, alles Kumpels und Trinkkumpane, betonten, nichts gesehen zu haben. „Ich hatte Michael die ganze Zeit im Blickfeld. Da war nichts“, versicherte Dieter D.* (41). „Die Frau wollte sich mal wieder in den Mittelpunkt spielen. Mir hat sie auch schon mal die Mordkommission auf den Hals gehetzt.“

„Franziska kam mir an diesem Abend ganz aufgeregt entgegen. Sie sagte, Michael habe sie in den Bauch geboxt“, erzählte Evelyne E.* (29). Später habe sie geäußert, das würde nicht stimmen. Sie wolle versuchen, Michael hinter Gitter zu bringen. Wenn sie ihn nicht haben könne, solle ihn auch keine andere kriegen. „Es ist schwierig zu erklären, wie diese Person funktioniert. Sie hatte schon öfter irgendwelche Aussetzer. Einmal hat sie im nahen Wald Messer versteckt, die dann von Michel M. und einem Kumpel gefunden wurden.“

„Wir haben verschiedene Interpretationen über den Ablauf des bewussten Abends gehört. Was tatsächlich geschehen ist, lässt sich nicht mehr klären. Keiner der Zeugen, die vor Ort gewesen sein wollen, war nüchtern“, konstatierte der Richter. (*Namen von der Redaktion geändert.) Hoga

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })