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Landeshauptstadt: „Ein ganz schönes Pensum“

Potsdams Sprengmeister Kunzendorf holte sich für das gestrige Entschärfen von acht Bomben Verstärkung

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Templiner Vorstadt - Diesmal holte sich Manuel Kunzendorf Verstärkung. Zwei bis drei Bomben an einem Tag seien schon „ein ganz schönes Pensum“, sagte der Sprengmeister des Kampfmittelbeseitungsdienstes. Bei der systematischen Suche im Potsdamer Forst entlang der Bundesstraße 2 wurden jetzt acht 250-Kilo-Bomben gefunden. Gemeinsam mit seinen Kollegen Hans-Jürgen Weise und Horst Reinhardt entschärfte Kunzendorf gestern die Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg. Für das Unschädlichmachen der Blindgänger, die seit über 60 Jahren im Waldboden lagen, brauchten die Männer knapp vier Stunden. Die mechanischen Zünder seien in allen Fällen relativ leicht herausschraubbar gewesen, erklärten die Sprengmeister.

Routine dürfe sich trotz langjähriger Erfahrung bei der Arbeit als Munitionsberger nicht einstellen, sagte Reinhardt. Obwohl die drei Bomben gestern seine 131., 132. und 133. Entschärfung waren, führe er sich immer wieder die Gefährlichkeit seines Tuns vor Augen. Sprengmeister Kunzendorf, der erst vor kurzem seine 500. Bombe entschärfte, nannte den gestrigen Einsatz einen „ganz normalen Arbeitstag“. Dennoch war eine gewisse Gelöstheit bei den Entschärfern zu merken, als sie vor den mit Flugrost und Erde patinierten Bombenkörpern posieren. Sieben der jetzt entschärften Blindgänger stammten aus amerikanischer Produktion, eine aus England. Allesamt seien in der Nacht vom 14. auf den 15. April von britischen Bombern über Potsdams Stadtgebiet abgeworfen worden, sagte Kunzendorf.

Während der gestrigen Entschärfungen wurde das Gebiet um die Bombenfunde weiträumig abgesperrt. Rund 150 Mitarbeiter der Stadtverwaltung waren im Einsatz, um den Sperrkreis, der sich südlich bis zum Bahndamm erstreckte, abzusichern. Sie halfen auch bei der Evakuierung am morgen. Rund 600 Bewohner der Templiner Vorstadt hatten bis spätestens 9 Uhr ihre Häuser verlassen müssen. Von der Räumung betroffen waren auch der Deutsche Wetterdienst sowie weitere Einrichtungen und Geschäfte. Bereits gegen 14 Uhr wurden die Verkehrswege wieder frei gegeben, die Sperrzone aufgelöst.

Bei der Kampfmittelsuche im Potsdamer Forst beschränke man sich auf die so genannten Rückeschneisen, die die Forstwirtschaft als Fahrtwege zur Waldpflege schlage, erläuterte Kunzendorf. Wie wichtig die Beräumung sei, zeige sich bei einem aktuellen Fund einer Bombe, die nur wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche lag. „Wäre dort ein Fahrzeug rübergefahren, hätte es durchaus eine Detonation geben können“, sagte der Sprengmeister. Der größte Teil des vorgegebenen Gebietes sei bereits abgesucht. Etwa drei Hektar seien noch mit Spezialgeräten, die ferro-magnetische Anomalien anzeigten, durchzukämmen. In acht Tagen sei auch das geschafft. Nicola Klusemann

Nicola Klusemann

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