Landeshauptstadt: Ein Garten für Arbeitslose
Ein Jahr Hartz-IV-Betroffene e.V.: 13 Mitglieder / 171 Beratungen / 533,31 Euro im Minus / Kein Raum
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Innenstadt – 171 Menschen hat der Verein Hartz-IV-Betroffene e.V. im ersten Jahr seines Bestehens beraten. Das sagte Vorstandsvorsitzender Jürgen Weber am vergangenen Sonnabend bei der Jahresversammlung des Vereins im Selbsthilfe-, Kontakt- und Informationszentrum (Sekiz) in der Hermann-Elflein-Straße 11. Auf insgesamt 57 Veranstaltungen, wie Stadtteilfesten und Demonstrationen, sei der Verein präsent gewesen, bilanzierte Weber.
Als „beschämend“ beurteilte der Vereinschef, der selbst Ein-Euro-Jobber ist, allerdings die Beteiligung seiner Vereinskollegen an der Jahresversammlung: Nur fünf der insgesamt 13 Mitglieder waren erschienen, zum Teil mit erheblicher Verspätung. So konnte der Finanzbericht und die Entlastung des Vorstandes nicht wie geplant gegeben werden, weil Vereinskassiererin Heike Rahmel nicht zur Versammlung kam.
Die anwesenden Mitglieder beschlossen einstimmig, Rahmel von ihrer bisherigen Funktion zu suspendieren. Sie sei ihrer satzungsgemäßen Pflicht, den Vorstand vierteljährlich über die Finanzen zu informieren, nie nachgekommen, so Weber. Nach seiner Berechnung liegt der Verein derzeit mit 533,31 Euro im Minus. Weber übernahm die Funktion des Kassierers kommissarisch bis Jahresende. Ab Januar 2007 wird Barbara Ribbeck nachrücken.
Häufigste Themen bei den insgesamt 360 Beratungsstunden im vergangenen Jahr seien Nachfragen über die Zuwendungsbescheide der Paga (Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitssuchende) sowie Hilfe beim Ausfüllen der Anträge gewesen. In mehr als der Hälfte der vom Betroffenen-Verein bearbeiteten Fälle hätten sich die Paga-Berechnungen als fehlerhaft erwiesen, sagte Vereinsmitglied Vera Munz. Oft würden Freibeträge und Nebenverdienste falsch angerechnet oder falsche Mietkosten zugrunde gelegt, erklärte die Rechtsanwältin. Sie wies darauf hin, dass die Betroffenen im Streitfall kostenlos vor dem Sozialgericht klagen können.
Ein weiteres Mitglied des Vereinsvorstandes gab auf der Jahresversammlung seinen Rückzug bekannt. Der Mann, der nicht namentlich genannt werden will, fürchtet den Verlust der Arbeit, wenn bekannt würde, dass er sich im Verein Hartz-IV-Betroffene e.V. engagiert, so seine Begründung.
Für das nächste Jahr sei unter anderem die Einrichtung eines Gartens geplant, sagte Munz. Arbeitslose könnten dort „alte Handwerkskünste am Leben erhalten“ und „jahreszeitliche Feste“ begehen. Wo dieser „Veranstaltungsort und Treffpunkt“ entstehen könnte, ist allerdings noch nicht klar. Auch auf einen kostenlosen Raum für ihre Arbeit warte der Verein derzeit noch, so Vereinschef Weber.
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