Landeshauptstadt: Ein Gartentraum verwelkt
Stadt stimmt Umnutzungsantrag wegen Kontamination nicht zu: „Gartenträume“ schließen Ende Oktober
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Stadt stimmt Umnutzungsantrag wegen Kontamination nicht zu: „Gartenträume“ schließen Ende Oktober Von Jan Brunzlow Wohlgeruch haben die Blumen und Pflanzen der Potsdamer „Gartenträume“ jahrelang auf dem Hof verbreitet, doch nun herrscht dicke Luft. Ein Gutachten der Stadt von vor zwei Jahren soll eine Luftbelastung durch kontaminierten Boden ergeben haben, teilte die Stadtverwaltung gestern mit und reagierte auf ein am Grundstückszaun angebrachtes Plakat von Ladeninhaberin Ira Schwarz. Darauf wirbt sie für ihren nahenden Räumungsverkauf und gibt als Grund „wegen weiterhin blockierter Nutzungsgenehmigung durch die Stadt Potsdam“ an. Hintergrund des Streits ist eine Bodenverunreinigung auf dem Grundstück Friedrich- Ebert-Straße 37, die die Verwaltung nun beseitigen lassen und Ira Schwarz in Rechnung stellen will. Die Inhaberin erhebt nun den Vorwurf, die Kontamination sei durch die Stadt erfolgt. Das frühere volkseigene Grundstück wurde in den Nachwendejahren an die jüdischen Alteigentümer rückübertragen, 1996 kaufte es Ira Schwarz und begann mit der Sanierung des Ensembles. Dabei wurde auf dem früher als Standort für einen Teil des städtischen Fuhrparks genutzte Grundstück die Verunreinigung des Bodens und des Grundwassers entdeckt. Seit dem gibt es Streit, wer den Schaden beheben lassen muss und wer ihn bezahlt. Wie viel Boden davon betroffen ist und durch was dies passiert ist, darüber machte die Stadt gestern keine Angaben. Laut der Beigeordneten Elona Müller sei nun ein Verfahren von Seiten der Verwaltung eingeleitet worden, durch das die Sanierung des Bodens durchgeführt werden soll. In einem städtischen Gutachten von 2003 wurde nach Aussage der Stadt sogar eine Belastung der Luft festgestellt, die „zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Schäden führen kann“. Eine Genehmigung für die geplante Umnutzung des Geländes sei daher nicht möglich: „Die Landeshauptstadt nimmt an dieser Stelle ihre Verantwortung für den Schutz der Gesundheit ihrer Bürger wahr“, heißt es. Es sei sogar so schlimm, dass der Platz „nicht geeignet ist, sich dauerhaft in den Räumen aufzuhalten“, sagte Elona Müller gestern. Solche Aussagen machen Ira Schwarz traurig. Denn in einem Gutachten, das sie selbst vor kurzem bei einer unabhängige Firma in Auftrag gegeben hat, habe keine Luftverschmutzung auf dem belasteten Grundstück festgestellt werden können. Dies habe die Stadt jedoch in ihrer Mitteilung nicht erwähnt, obwohl es ihnen vorgelegen hätte. „Damit ist die Mitteilung der Stadt wider besseren Wissens falsch“, erklärt Dieter Mann, Mitgesellschafter der „Gartenträume“: „Unser Nutzungsantrag aus dem Jahr 2004 wird weiterhin blockiert“. Vor über einem Jahr habe Ira Schwarz einen Antrag gestellt, ein Gartencafé im Gartenhaus neben den „Gartenträumen“ eröffnen zu dürfen. Die Genehmigung blieb ihr bis heute verwehrt. Daher will sie nun aus unternehmerischen Gründen einen Schlussstrich unter die „Gartenträume“ ziehen und im Oktober einen Ausverkauf veranstalten. Bereits am Eingang zu „Gartenträume“ wird darüber informiert, was die Stadt auf dem Grundstück vorhat. Die Verwaltung bestreitet indes die Äußerungen auf dem Plakat, Auslöser des Räumungsverkaufes zu sein.
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