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Landeshauptstadt: Ein „gewaltiger Finanzbaustein“

Gute Nachrichten zum gestrigen jüdischen Freudenfest Chanukka / Jakobs: 2011 steht die neue Synagoge

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Die schlichte in hellgelben Pappkarton gebundene Broschüre steht in der Buchhandlung „Internationales Buch“ gut platziert neben farbigen Hochglanz-Reiseführern über Sanssouci. In „Eine Synagoge für Potsdam“ wird auf 20 Seiten und in vier Sprachen die Geschichte des jüdischen Gotteshauses und seiner Gemeinde nacherzählt. 20 Euro kostet das vom Bauverein Neue Synagoge herausgegebene Heft und ist gleichzeitig der Versuch, weitere Spendengelder für das Anliegen des Vereins zu akquirieren. Der Bauverein hatte sich 2005 gegründet und nach einer Spendengala im vergangenen Jahr einen Spendenstand von über 20 000 Euro. Die neue Synagoge ist allerdings mit 3,5 Millionen Euro veranschlagt.

„Wir sind auf dem Weg zu einer neuen Synagoge in Potsdam in diesem Jahr ein ganzes Stück voran gekommen“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs, der am gestrigen 25. Kislew, nach dem jüdischen Kalender der Abend vor Chanukka, gemeinsam mit Rabbiner Nachum Presman vor dem Stadthaus das erste Licht anzündete. Jakobs benannte die nun doch erfolgte Zustimmung des Zentralrates der Juden zum Projekt sowie die tatkräftige Unterstützung des Landes Brandenburg bei der Realisierung eines Neubaus in der Schlossstraße als „die gute Nachrichten zum jüdischen Freudenfest“. Das Land wolle das gesamte Areal Schlossstraße, auf dem sich derzeit noch ein Plattenbau befindet, entwickeln und das „Verwertungsvermögen“ dem Bauverein zukommen lassen. Das sei ein „gewaltiger Finanzbaustein“, sagte der Oberbürgermeister und zeigte sich zuversichtlich, dass das alles „in nicht allzu ferner Zukunft“ auch umgesetzt werde.

Auch dass man sich schon auf einen Eröffnungstermin für das neue jüdische Gotteshaus im Jahr 2011 verständigt habe, hob Jakobs positiv hervor. „Mit einer derartigen Zielsetzung kommen wir schneller voran“, so Jakobs. Auch Vladimir Genkin, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Potsdam hofft auf eine zügige Umsetzung der Pläne, „damit wir schon bald die Menora in der Synagoge anzünden können.“

Die Menora ist der achtarmige Leuchter, dessen Öllämpchen beim achttägigen Chanukka fest nacheinander entzündet werden. „Zuerst in die Mitte“, gab gestern Nachum Presman dem Techniker Anweisung, der die Hebebühne mit Rabbiner und Oberbürgermeister Richtung Leuchter steuerte. In der Mitte der Menora befindet sich nämlich das Dienerlicht, mit dem die anderen Lichter entfacht werden. Der Rabbi stimmte den hebräischen Segensgesang an, der für Textschwache auf einer Leinwand eingeblendet war. Die meisten der gut 50 Gemeindemitglieder, die zum Stadthaus gekommen waren, sangen aber ohne Hilfe mit. „Es brennt, aber man sieht es nicht“, reagierte Presman auf die ungläubigen Blicke hoch zum Leuchter. Außerdem sei es das wichtigste, das „Licht im Herzen zu tragen“, so der Rabbiner. Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im jüdischen Jahr 3597 (164 v. Chr.) nach dem erfolgreichen Makkabäeraufstand der Juden Palästinas gegen hellenisierte Juden und makedonische Syrer. Laut der Überlieferung fand sich im geschändeten Tempel Öl für nur einen Tag; durch ein Wunder hat das Licht jedoch acht Tage gebrannt, bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war.

Nicola Klusemann

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