Sport: Ein Glücksschuss entschied
Turbine Potsdam unterlag im DFB-Pokal-Viertelfinale daheim Frankfurt mit 0:1
Stand:
„Das ist für mich eine der bittersten Niederlagen seit langem!“ Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder haderte gestern mit den Fußball-Göttern, die seine Mannschaft im Heimspiel des DFB-Pokal-Viertelfinals gegen den FFC Frankfurt in Stich ließen und dem Erzrivalen einen 1:0 (1:0)-Sieg bescherten.
Ein Glücksschuss der Ex-Potsdamerin Karolin Thomas, die in der 18. Minute nach einem Eckball Pia Wunderlichs aus zwölf Metern traf, reichte letztlich zum Gäste-Sieg, während Turbine in einem reinen Kampfspiel vor 1380 Zuschauern ähnliches Glück verwehrt blieb. Vor dem Seitenwechsel noch zu blass, setzten die Potsdamerinnen nach der Pause Frankfurt auf gefrorenem Boden mächtig unter Druck, erspielten sie sich einige dicke Chancen. Doch Isabel Kerschowski, von Leni Larsen Kaurin mit einem tollen Pass bedient, schoss nicht scharf genug, so dass Gina Loren Lewandowski das Leder für ihre schon geschlagene Torfrau Silke Rottenberg noch von der Linie schlagen konnte (56.). „Ich hätte etwas härter schießen müssen“, meinte Kerschwski später selbst. Kurz darauf war es Anja Mittag, die einen Freistoß in die Gäste-Abwehr jagte, um im Nachschuss nur den linken Innenpfosten zu treffen (58.). In Halbzeit eins hatte Jessica Wich nach Kaurin-Vorarbeit knapp vorbei geköpft (45.).
„Beim Gegentor standen so viele Spielerinnen im Strafraum – ich habe den Schuss überhaupt nicht gesehen“, gestand Nadine Angerer nach dem Schlusspfiff. Die 29-Jährige war nach achtwöchiger krankheitsbedingter Pause vor ihrem Wechsel zu Djurgarden Stockholm noch einmal ins Turbine-Tor gerückt, nachdem ihre Nachfolgerin Desiree Schumann im Abschlusstraining mit dem rechten Fuß umgeknickt war. „Natürlich hätte ich mich lieber mit einem Sieg verabschiedet. Schade, dass wir unsere Chancen nicht genutzt haben“, sagte Angerer. Sie fährt heute mit einem Kleinbus voller Gepäck bis Malmö, übernachtet dort bei Schwedens Nationaltorhüterin Caroline Jönsson und setzt am Dienstag ihren Umzug nach Stockholm fort. Nach einem medizinischen Test dort will sie schon am Mittwochnachmittag wieder die Fähre nach Trelleborg erreichen. „Ich muss ja den Leihwagen zurück nach Berlin bringen“, erzählte sie mit einem Blick voraus auf turbulente Tage.
Arbeitsreiche Zeiten liegen auch vor Steffi Jones, die gestern letztmals in Frankfurts Abwehr spielte und fortan als Präsidentin des Organisationskomitees für die Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland tätig sein wird. „Verdient haben wir das Weiterkommen heute nicht ganz. Aber egal, wir sind im Halbfinale“, meinte die 34-Jährige, die im Frühjahr definitiv nicht mehr dabei sein wird. „Ich habe zum 31. Dezember meinen Vertrag mit dem FFC Frankfurt beendet“, erzählte sie, „denn ich will meine neue Aufgabe hundertprozentig erfüllen. Außerdem will ich mich im Interesse des Frauenfußballs künftig für alle Vereine einsetzen und nicht nur für Frankfurt. Vielleicht gelingt es uns, so wie in Potsdam junge Spielerinnen mit der Perspektive Nationalmannschaft schon in Sportschulen auszubilden.“
Eine Perspektive, die Turbine gestern nicht weiter half. Im Gegenteil: Durch das Aus im DFB-Pokal gehen Potsdam möglicherweise bis zu 100 000 Euro verloren, denn beim Einzug ins Cup-Finale winken 65 000 Euro vom DFB und weitere Sponsorengelder. „Wir hätten heute gewinnen müssen. Wir hätten nur unsere Tore machen müssen“, erklärte Schröder. „So geht das Jahr für uns leider schlecht zu Ende.“
Turbine Potsdam: Angerer; Schmidt, Peter, Kameraj, Draws; I. Kerschowski (73. Marxkord), Zietz, Kaurin, Sainio (79. Schiewe); Wich, Mittag.
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