
© L. Hannemann
Bornstedter Feld: Ein gutes Geschäft kann dauern
Die Entwicklung des neuen Stadtquartiers soll erst 2020 abgeschlossen werden, fünf Jahre später als geplant
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Bornstedter Feld - Die Stadt Potsdam könnte mit der Entwicklung des Bornstedter Felds vom ehemaligen Kasernenstützpunkt zum neuen Stadtquartier länger beschäftigt sein als gedacht. Ursprünglich sollte das 300 Hektar große Gebiet rund um den Volkspark schon im Jahr 2015 vom Entwicklungsträger verkauft und von privaten Investoren bebaut sein. Das vor 20 Jahren gesteckte Ziel mit aller Macht einzuhalten sei jedoch „ökonomischer Unsinn“, erklärte jetzt Engelbert Lütke Daldrup. Der vom Entwicklungsträger engagierte Stadtentwicklungsexperte hat in einem Gutachten die Chancen und Risiken des Zeitplans untersucht. Sein Fazit: Sich für ein gutes Geschäft mehr Zeit zu nehmen, zahle sich am Ende aus.
„Wirtschaftlich macht es Sinn, die Laufzeit der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme um fünf Jahre bis 2020 zu verlängern“, sagte Lütke Daldrup gestern im Rathaus. Der Entwicklungsträger hatte ihn eingeladen, um über die angestrebte Laufzeitverlängerung zu informieren. Die Stadt muss dem zustimmen – eine Entscheidung, die leicht fallen sollte, so Lütke Daldrup. „Weil man das Geschäft dann fast mit einer schwarzen Null abschließen kann.“ Das sei nahezu einmalig in Deutschland. Nur rund 7,6 Millionen Euro würde der Stadt am Ende die Entwicklung des neuen Quartiers kosten, rechnete der Experte vor. Die aus öffentlicher Hand eingesetzten knapp 300 Millionen Euro hätten sich dann zu 98 Prozent refinanziert. Aber: „In der zweiten Halbzeit wurde schon manches Tor verfehlt“, warnte Lütke Daldrup.
Im Jahr 1991 hatten die Stadtverordneten das Entwicklungsgebiet auf den Weg gebracht. Zwei Jahre später wurde der Entwicklungsträger gegründet, der das ehemalige Militärgebiet treuhänderisch verwaltet, den Aufbau der Infrastruktur, wie Straßen und Straßenbahn, organisiert und Baugrundstücke an Investoren weiterverkauft. Bis heute sind etwa zwei Drittel der Fläche verkauft, drei Viertel aller geplanten Straßen gebaut, etwa 4500 Wohnungen verkauft und etwa 3350 davon bezogen. Knapp 865 Millionen Euro aus privater Hand sind in Bautätigkeiten geflossen. Rund 6400 Menschen leben heute im Bornstedter Feld, sie spülten bislang schon rund 5,4 Millionen Euro an Grundsteuern in die Stadtkasse. Das soll mehr werden. Noch knapp 2300 Wohnungen sollen entstehen, weitere 763 Millionen Euro aus Investorenhand fließen.
Schon allein um das Bauvolumen abzuarbeiten, sei eine längere Laufzeit nötig, so Lütke Daldrup. Sollte die Stadt hingegen alles daran setzen, den alten Zeitplan zu halten, könnten niedrigere Grundstückspreise erzielt werden und damit die Rendite sinken. Selbst auf einem starken Markt wie in Potsdam, würden „die Bäume nicht in den Himmel“ wachsen. Denn mehr Wohnungen auf dem Markt würden zwar Mietpreise senken, andererseits die dringend benötigten Investoren abschrecken, zu bauen.
Horst Müller-Zinsius, Geschäftsführer des Entwicklungsträgers Bornstedter Felds, drängt auch deshalb auf die Laufzeitverlängerung. Der Entwicklungsträger verdiene sich keinesfalls eine „goldene Nase“ daran, die Arbeit zu strecken. Ursprünglich sollte der Träger 2015 aufgelöst werden. Man werde die Zeit sinnvoll nutzen, zum Beispiel um Investoren und Fördergelder für sozialen Wohnungsbau zu gewinnen, versprach er. Gleichzeitig könne Potsdam sparen: Werde das Gebiet langsamer entwickelt, könne man auf den Bau einer weiteren Kita vor Ort verzichten, die zwar 2015 bei voller Auslastung gebraucht werden würde, aber nicht mehr im Jahr 2019. Tobias Reichelt
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