Sport: Ein Hauch Nostalgie
Vom 17. bis 19. Juni erlebt Potsdam die 3. Retrolympics
Stand:
Vom 17. bis 19. Juni erlebt Potsdam die 3. Retrolympics Von Michael Meyer Wie weit können Sie nach einem Kopfsprung durchs Wasser gleiten, ohne sich zu bewegen? Diese sportliche Herausforderung war einmal olympisch – und eröffnet am Freitag nächster Woche um 17 Uhr in der Potsdamer Schwimmhalle Am Brauhausberg einen dann beginnenden ungewöhnlichen Wettstreit: die Retrolympics. Dahinter verbergen sich Spiele ehemaliger olympischer Sportarten, die nach ihrer Premiere 2003 in Kranichfeld und Fortführung 2004 in Heidelberg nun vom 17. bis 19. Juni in Potsdam ihre dritte Auflage erleben werden. Daran teilnehmen kann jeder Interessent, Anmeldeschluss ist am 10. Juni (Fax: 03303/ 409734, e-mail: info@retrolympics.de). Eingeladen sind vor allem Freizeit- und Breitensportler. 15 Sportarten gehören zum offiziellen Programm (siehe Kasten), „aber ob wir alle durchführen können, das ist noch nicht entschieden, sondern hängt auch von den Anmeldungen dafür ab“, sagte gestern Werner Lehmann den PNN. Lehmann ist Vorstandsmitglied des „Vereins zur Förderung ehemaliger olympischer Sportarten e.V.“ mit Sitz in Birkenwerder, der die Retrolympics veranstaltet. „Fraglich ist beispielsweise das Tauziehen, denn die stärksten Mannschaften, die auch in der Bundesliga kämpfen, kommen aus Bayern und Baden-Württemberg – und denen ist der Weg nach Potsdam schlicht zu weit“, so Lehmann. Auch der Wettstreit im Seilklettern hänge sozusagen am seidenen Faden, „denn im vergangenen Jahr waren die Schnellsten das Seil in nicht einmal fünf Sekunden hoch. Und bei nur wenigen Startern wäre der Aufwand für die ganze Organisation zu überdenken“. Andererseits werde die komplette nationale Spitze im Krocket und im Feldhandball erwartet. Auch Lacrosse – ein schnelles, dem Hockey ähnliches Ballspiel auf zwei Tore mit Schlägern, die Fangnetze besitzen –, Faltboot-Rennen und Tennis „werden auf alle Fälle in Potsdam durchgeführt“, erklärte Werner Lehmann. „Tennis wird aber nur im gemischten Doppel gespielt, natürlich können sich auch Potsdamer Interessenten hier noch anmelden.“ Ein Hauch Nostalgie wird dank der meisten Retrolympics-Wettbewerbe durch den Luftschiffhafen wehen, die Schwimmer wetteifern in der Schwimmhalle Am Brauhausberg, die meisten Radrennen werden möglicherweise im Stern-Center ausgetragen. Nur das Armbrustschießen wurde nach Berlin an die Schützenanlage Rudow vergeben. Zu den in Potsdam erwarteten Retrolympics-Startern gehören zahlreiche Asse früherer Jahre. Reinhard Gust beispielsweise, 1972 Olympia-Silbermedaillengewinner im Ruder-Vierer mit Steuermann und jetzt Vorsitzender des Vereins zur Förderung ehemaliger olympischer Sportarten. In diesem Amt wurde er in diesem Jahr Nachfolger von Vereins-Mitbegründerin Daniela Hunger, 1988 und 1992 mehrfache Schwimm-Olympiamedaillengewinnerin. Die jetzt 33-Jährige trug sich auch bei den Retrolympics 2003 und 2004 in die Siegerlisten ein – sie gewann das Kopfweitspringen der Frauen erst mit 15,30, dann mit 17,00 Metern. Bei den Männern siegte vor Jahresfrist Frank Stanneck aus Leimen mit 16,30 m. Das war Retrolympics-Rekord, doch der US-Amerikaner Paul Dickey gewann 1904 in St. Louis Olympiagold in dieser Disziplin mit 19,05 m, der Weltrekord liegt laut Lehmann bei 27 Metern. Dass Kopfsprung keine Frage des Alters ist, bewies übrigens bei den 2. Retrolympics Bodo Schütt, der Zweitplatzierte unter 15 Startern in Heidelberg: Der Einheimische schaffte 14,40 m – als 72-Jähriger!
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: