Landeshauptstadt: Ein Hauch von Jugendstil
Pasteurstraße 19: Beispiel einer denkmalpflegerisch gelungenen Restaurierung
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Pasteurstraße 19: Beispiel einer denkmalpflegerisch gelungenen Restaurierung Von Günter Schenke Babelsberg. Verwundert bleibt mancher vor dem restaurierten Haus in der Pasteuerstraße 19 stehen. Unter der hellen Fassade schiebt sich eine alte Inschrift hervor. „Franz Petsch Ma“, ist zu lesen. Das „Ma“ ist das Schrift-Fragment von „Malermeister“. Dazu kommen verwitterte Teile von Jugendstil-Ornamenten, welche die einstige Bemalung des Hauses erahnen lassen. Als Malermeister Petsch das Mietshaus im Jahre 1905 erbauen ließ, stattete er sein Äußeres natürlich berufsstandesgemäß farblich aus. Unter der Bauträgerschaft der Wittfoth Bau GmbH erfolgte die Restaurierung und Modernisierung des dreistöckigen Hauses. Frank Wittfoth ist sichtlich stolz auf das Geschaffene. „Ohne die Unterstützung durch die Untere Denkmalbehörde hätten wir das nicht so qualitätsvoll hingekriegt“, sagt er und stellt dabei sein Licht ein wenig unter den Scheffel. Denn Wittfoth hat sich bereits Denkmal-Lorbeeren an anderer Stelle in Potsdam verdient. Für den Umbau der Schmiede der Garde-Ulanen-Kaserne wurde er sogar preisgekrönt. Sabine Ambrosius von der Unteren Denkmalbehörde hat die Restaurierung fachlich begleitet. In einem dicken Ordner ist dokumentiert, wie die Fassade vor der Wiederherstellung aussah. Auch eine zeichnerische Rekonstruktion des Fassadenschmucks ist enthalten. Warum ist die Fassade nicht im Ganzen mit den früheren Ornamenten versehen worden? Warum diese „Flickarbeit“? „Die Ornamente waren nur zum Teil restaurierbar“, bemerkt dazu die Denkmalexpertin“. Das heißt, auf einigen Fläche hätten sogar Ornamente gleichsam erfunden werden müssen, damit am Ende alles wie geleckt ausgesehen hätte. Sämtliche bemalte Stellen haben die Restauratoren untersucht und erhalten. Wo es nur möglich war, wurden sie in der ursprünglichen Farbgebung ergänzt. So sind die Jugendstil-Elemente über und unter den Fenstern vollständig wieder hergestellt worden. Das sieht zum Teil aus wie neu gemacht. Aber Ambrosius sagt: „Das ist alles historisch“. Oberstes Primat sei, die historische Substanz maximal zu erhalten. Und genau das sei an dem alten Haus geschehen. „Hier ist etwas geschaffen worden, was fachlich vorzeigbar ist“, sagt die Denkmalpflegerin. Ein Hauch von Geschichte geht von der Fassade aus. Einerseits sieht jeder, dass es sich um ein modernisiertes Gebäude handelt, andererseits verleugnet es nicht, dass es schon fast hundert Jahre auf dem Buckel hat. Die sechs Wohnparteien, die das modernisierte Gebäude teils zur Miete, teils als Selbstnutzer von Wohneigentum bewohnen, können sich glücklich fühlen, denn die Wohnungen verfügen über den notwendigen modernen Komfort und haben darüber hinaus die Vorteile, die nun einmal ein Altbau zu bieten hat. Wenig stilvoll scheinen die Balkonanbauten aus Stahl auf der Hofseite in die Umgebung der typischen Babelsberger Höfe zu passen. „Die Denkmalpflege war der Meinung, wenn schon etwas baulich ergänzt wird, müsse es als modern erkennbar sein“, erläutert Frank Wittfoth. Ansonsten haben sich die Bauleute auch bei der Ausgestaltung des kleinen Hofes an die Historie gehalten und sogar die alten Backsteine zur Pflasterung wieder verwandt. Wer ein eingetragenes Denkmal oder eine Baulichkeit im Sanierungsgebiet restauriert und modernisiert, kann für seine Aufwendungen mit Fördermöglichkeiten rechnen. Die größte Förderung dabei besteht in der Möglichkeit zur steuerlichen Abschreibung. Die Baukosten können innerhalb von zehn Jahren von der Steuer abgesetzt werden. Natürlich muss sich der Bauherr dabei an die Vorgaben der Denkmalpflege halten. Sie überprüft und befürwortet die Förderwürdigkeit der durchgeführten Arbeiten. Mit der Restaurierung der Pasteurstraße 19 ist ein typischer Bestandteil der „Babelsberger Baustil-Mischung“ mit besonderem Einfühlungsvermögen erhalten worden.
Günter Schenke
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