zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Ein Haus mit „Klimawand“ Größte Stampflehmwand entsteht in Babelsberg

Stroh, Lehm und Steine – mehr braucht Lehmbaumeister Jörg Depta nicht. In der Babelsberger Domstraße entsteht derzeit ein neues Einfamilienhaus und mit ihm Deutschlands größte Stampflehmwand.

Stand:

Stroh, Lehm und Steine – mehr braucht Lehmbaumeister Jörg Depta nicht. In der Babelsberger Domstraße entsteht derzeit ein neues Einfamilienhaus und mit ihm Deutschlands größte Stampflehmwand. Und die hält ohne weitere Zusätze: Stück für Stück wird die Wand, die sich halb um das Treppenhaus biegt, vergrößert. Die Lehmmischung wird in die Verschalung gekippt und festgestampft – daher der Name dieser Bauweise.

Die fertige Wand wird 11,60 Meter hoch und sechs Meter lang sein, ihre Vorderseite wird komplett zu sehen sein. Die 34 Tonnen Lehm, die für die Wand verbaut werden, kommen aus Thüringen, da wird der Rohstoff auch gleich mit kleinen Steinen und Strohfasern vermischt. „Lehm ist der natürlichste Baustoff“, erklärt die Potsdamer Architektin Andrea Schmidt. Sie plante das Haus nach Feng-Shui-Gesichtspunkten, durch die Wand aus dem naturbelassenen Material entstehe eine ganz besondere Atmosphäre. Doch die Wand hat auch ganz praktische Vorteile: „Dadurch, dass sie in beiden Stockwerken an Bäder und Küche grenzt, nimmt sie die Feuchtigkeit in der Luft auf – und gibt sie dann später bei zu trockener Luft wieder ab“, erläutert Schmidt das Konzept. Außerdem könne die Lehmwand sogar die Gerüche aus der Küche aufnehmen. Deshalb werden Lehmwände auch als „Klimawände“ bezeichnet.

Lehmbaumeister Depta vom Lehmbauwerk Berlin weist auch auf die ökologischen Vorteile hin: „Es gibt so gut wie keine Abfälle bei dieser Bauweise, auch beim Verarbeiten gibt es keine Ätzungen, wie sie bei Zement entstehen können.“ Energie, wie sie beim Brennen von Ziegeln aufgewendet werden muss, kann gespart werden, denn die Wand trocknet an der Luft: In vier Monaten ist sie kerntrocken. Die fertige Wand sorge außerdem für ein Klima, in dem sich auch Allergiker wohl fühlen können.

War Lehm früher normaler Baustoff, „ist er jetzt nach innen gewandert“, erklärt Depta. Statt ganze Häuser aus dem Material zu bauen, werde Lehm auf Wunsch der Bauherren vor allem beim Verputzen oder für einzelne Wände genutzt. Das langwierige Verfahren, bei denen die Statik der tragenden Lehmwände nachgewiesen werden müsste, entfällt so, die Vorteile bleiben erhalten. Im Juni wird die Wand fertig sein, hofft Depta, gut drei Monate haben die Bauarbeiten dann gedauert. Trocknen kann die Wand dann noch in Ruhe – das Haus soll erst im November fertig gestellt werden. FT

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })