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Aus dem GERICHTSSAAL: Ein Jahr Haft für Vielfachtäter Betrunkener Angeklagter beschimpfte die Zeugen

„Ich habe mit zweieinhalb Jahren gerechnet. Da hatte ich ja noch richtig Glück“, meint Wolfgang W.

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„Ich habe mit zweieinhalb Jahren gerechnet. Da hatte ich ja noch richtig Glück“, meint Wolfgang W.* (41) am Schluss der dreistündigen Verhandlung. Da riecht es im Saal 301 des Amtsgerichts längst wie in einer Eckkneipe. Der Arbeitslose hat schon am frühen Vormittag gut getankt, beschimpft die Zeugen, unterbricht den Richter, macht in einer Pause ein Nickerchen auf dem Flur. Fast frohgemut nimmt der Potsdamer, der sich seit 1988 regelmäßig wegen Körperverletzung, aber auch wegen Unterschlagung, Betruges, Diebstahls, Sachbeschädigung und Alkohols am Steuer vor Justitia verantworten musste, seinen Urteilsspruch von einem Jahr Gefängnis sowie der Unterbringung in einer Entziehungsanstalt entgegen.

Gleich acht Anklagen verliest der Staatsanwalt gegen Wolfgang W., zwei werden während der Verhandlung eingestellt. So bleiben Betrug in zwei Fällen, Sachbeschädigung, versuchte Körperverletzung sowie zweifache Beleidigung. Im Juli 2005 soll der Mann zwei Taxifahrer um rund 40 Euro geprellt haben. Drei Monate später habe er mit bloßen Fäusten Löcher in die Wände der Wohnung seiner damaligen Lebensgefährtin geschlagen. Im Dezember 2005 soll er im Bus zwei Fahrgäste angepöbelt, einem von ihnen schließlich körperliche Gewalt angedroht haben. Die zu Hilfe gerufenen Polizisten habe Wolfgang W. auf das Übelste beleidigt. Und auch am 10. Januar 2006 konnte er sich laut Anklage nicht zurückhalten, Ordnungshüter verbal zu attackieren. „Warum erzählst du so eine Scheiße? “, fällt Wolfgang W. einem Polizeizeugen ins Wort. Der berichtet, wie sich der Angeklagte am 2. November 2005 aufführte, als er den widerrechtlich in die Wohnung seiner Ex-Lebensgefährtin Eingedrungenen des Ortes verweisen wollte. „Wir haben uns gestritten. Na gut, ich war auch nicht nüchtern“, rekapituliert die einstige Freundin des Angeklagten einen Vorfall vom 27. Oktober 2005. Plötzlich habe Wolfgang W. die Faust erhoben, ein Loch in die Wohnzimmerwand gedroschen. „Alle wollen mir ans Bein pissen“, glaubt der Angeklagte. Dem widerspricht die Bewährungshelferin, die ihn seit 1998 betreut. Wolfgang W. schaffe es trotz zahlloser Hilfsangebote einfach nicht, längere Zeit trocken zu bleiben. „In nassen Phasen kommt er dann immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt.“ (*Namen geändert)Hoga

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