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Landeshauptstadt: Ein Jahr in eine neue Welt

Schüler leben für zehn Monate in Gastfamilien

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Die Nadel steckt links oben auf der Weltkarte. Madison, Wisconsin, USA. Ein kleiner Fleck im Nordwesten, etwas größer als Potsdam und künftiger Lebensmittelpunkt von Klara Otto. Die Schülerin der Voltaire-Gesamtschule hat dort eine Gastfamilie gefunden, sie wird das nächste Schuljahr in den USA verbringen. Und sie ist eine von fünf Potsdamern, die eine Stipendium der Sparkasse erhalten haben, damit die Kosten überschaubar bleiben. Bis zu 3000 Euro beziehungsweise höchstens die Hälfte der Kosten übernimmt die Sparkasse, insgesamt 15 Stipendien hat die Bank in diesem Jahr vergeben.

Die Potsdamerin war schon einmal einen Monat in Boston, ihr älterer Bruder absolviert gerade ein halbes Austauschjahr im Bundesstaat Wisconsin. Sie kennt die Gegend ein bisschen und ist gespannt, was das nächste Jahr bringen wird. Englisch will sie lernen, neue Freunde finden und die amerikanische Kultur erleben. Auch die Klischees von Burger, Muffins und Erdnussbutter. Zumindest die Erdnussbutter liebe sie. Klara wohnt in Potsdam-West, fährt jeden Tag in die Innenstadt zur Schule, spielt Flöte sowie Klavier und tanzt gerne. Eigenschaften, die für die Sparkasse ein Kriterium der Förderung sind: außerschulisches Engagement zusammen mit guten Schulleistungen. Beides kann sie vorweisen, nun soll es für ein Jahr weg von Eltern und Freunden gehen. Ihre Gasteltern werden ein Pfarrer und eine Lehrerin sein, die selbst drei Kinder haben. Dass sie das bereits weiß, scheint eher ungewöhnlich. Die Mehrzahl der künftigen Austauschschüler aus Potsdam und Brandenburg an der Havel sowie den Landkreisen Oberhavel, Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald an diesem Nachmittag wissen nicht, in welche Familien in den USA sie gehen werden. Acht der 15 Stipendiaten reisen in die USA, vier nach Großbritannien und die anderen nach Spanien, Costa Rica und Argentinien.

In die USA zieht es auch Leona Poprawa vom Evangelischen Gymnasium Hermannswerder. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Bruder Levin im Internat auf Hermannswerder, die Eltern sind erst kürzlich aus einem 14-Einwohner-Dorf Dorotheenwalde nahe Pasewalk nach Potsdam gezogen. Nun wollen die Geschwister die Welt erobern. Levin wird in die Kleinstadt Laurens in South Carolina gehen. Die beiden sind zwei von sechs Schülern aus ihrer Klasse, die nach der zehnten Klasse für ein Jahr ins Ausland gehen.

Die Motive für ein Austauschjahr sind bei allen ähnlich. Sprache und Kultur stehen im Vordergrund. Auch bei Jonas Weber aus Babelsberg. Er lernt an der Lenné- Gesamtschule und wechselt an eine Schule nach Bedford, etwa eine Autostunde nördlich von London. Der Flughafen Luton, bekannt durch die Billigflieger, ist nicht weit. Besuch von den Eltern erwartet er dennoch nicht. Das sei von den Austauschorganisationen verboten, erst am Ende der zehn Monate dürften die Eltern sie besuchen. Kein Problem für die vier Potsdamer. Sie wollen sich erstmal einleben. Leona Poprawa hat sich drei Dinge vorgenommen: Reden, Lachen und alles an Erlebnissen mitnehmen, was sie mitnehmen kann. Sie hat ihre Nadel übrigens an einen beliebigen Punkt in den USA auf der Weltkarte gesetzt – sie kennt ihre Gastfamilie noch nicht. J. Brunzlow

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