
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Ein Kleinod am Potsdamer Bahnhof
Nach dem Aus für die Restaurants „Hooters“ und „Aschinger“ versucht Gastronom Mark Raab nun sein Glück
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Potsdams Bahnhofsgegend wird wieder salonfähig: Das am 13. Dezember eröffnete Restaurant „Wartesaal“ in der denkmalgeschützten Lackier- und Spritzhalle neben den Bahnhofspassagen ist im Gegensatz zum tristen Umfeld ein Kleinod. Doch dieses will erst gefunden werden: Versteckt zwischen zwei Casinos muss der geneigte Besucher erst am Erotikshop vorbei, um sich dann in den gemütlichen und freundlichen „Wartesaal“ zu flüchten. Einmal angekommen kann man sich im großen Raum in die Ledersessel der Lounge fallen lassen. Das prasselnde Feuer des großen Buchenholzgrills im hinteren Bereich lockt die Gäste zum Essen an die Holztische.
Weiterer Pluspunkt der Gemütlichkeit: Warmes Licht von großen Lampenschirmen erhellt sanft das ganze Restaurant. „Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt“, sagt der Besitzer Mark Raab. Der seit 18 Jahren tätige Gastronom will mit dem Restaurant am Potsdamer Hauptbahnhof nicht nur neue Akzente im Design, sondern auch in der Küche setzen.
„Wir bieten ein breites kulinarisches Angebot, von regionaler bis zu mediterraner Küche“. Sein „Wartesaal“ soll für alle Potsdamer attraktiv sein. Daher bekommt man für den kleinen Geldbeutel Pizza und Pasta, aber auch das klassische gebratene Hähnchen fehlt nicht in der Speisekarte. Im oberen Preissegment werden unter anderem Rinderfilet, Garnelen und Lachs geboten.
Dem gebürtigen Hannoveraner, der in Berlin wohnt, gehören sieben Restaurants der Kette „Zwölf Apostel“. Die auf Steinofenpizzas spezialisierten Läden führt er unter anderem in Köln, München, Sankt Petersburg und auf Mallorca. Nächsten Samstag eröffnet er sein nächstes Restaurant in Berlin. Gerade mal fünf Wochen nach der Eröffnung in Potsdam.
Für Restaurants habe er ein Händchen, meint der 39-Jährige. Dennoch musste er zweimal hinschauen, bevor er sich für den Laden entschieden hatte. Braune Holzvertäfelung und Hocker mit orangefarbenem Leder hatte der Vorgänger, die „Burger und Busen“-Kette „Hooters“, hinterlassen. Wenige Monaten nach der Eröffnung kam bereits die Pleite. Dies galt auch für das Restaurant „Aschinger“, das ebenfalls nach kurzer Zeit wieder dichtmachte.
Für Raab ist die Sache klar: „Wer will heute noch alte Bierkneipen und leicht bekleidete Bedienungen? Solche Konzepte sind doch aus der Mode.“ Architekturprofessor Ludger Brands von der Potsdamer Fachhochschule gibt der gruseligen Bahnhofsarchitektur eine Mitschuld für die Pleiten. „An einem Ort ohne räumliche Qualität will doch niemand gerne verweilen.“ Als Besucher lande man auf einem Verkehrsknotenpunkt – der Bahnhof sollte eigentlich das Tor zur Stadt und somit einladend sein.
Raab will mit seinem Restaurant eine Lücke in Potsdam schließen: „Es gibt hier sehr gute Restaurants, aber die sind immer sehr klein.“ Das Restaurant macht seinem Namen alle Ehre: 260 Gäste finden im „Wartesaal“ Platz. Potsdam fehle ein großes Lokal, „wo man auch mal anonym sitzen kann“. Eva Schmid
Das Restaurant „Wartesaal“ in der Friedrich-Engels-Straße 98 ist sonntags bis donnerstags von 11 bis 23 Uhr und freitags und samstags bis 24 Uhr mit durchgehend warmer Küche geöffnet. Für 12,95 Euro gibt es sonntags von 11 bis 16 Uhr Brunch.
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