Sport: Ein Leben an den Hanteln

Hermann Gall, einer der erfolgreichsten Athleten des Potsdamer Hantelsports, begeht heute seinen 75. Geburtstag. Vor 50 Jahren wechselte der gebürtige Potsdamer und gelernte Zimmermann vom Ringen zum Gewichtheben. Bei Aufbau Potsdam war er bald die Nummer eins, wurde mehrmals Bezirksmeister und verbesserte auch oft die Bezirksrekorde im Leichtschwergewicht (bis 82,5 kg). Bei den DDR-Meisterschaften der Altersklassen gewann er neunmal die Goldmedaille und den Meistertitel. Ganz beachtlich war seine damalige Bestleistung im Olympischen Dreikampf mit 350 kg.

Jahrelang war Hermann Gall Kapitän der Aufbau-Mannschaft, die oft Bezirksmannschaftsmeister war und in der ersten DDR-Liga zweimal in Folge das Finale erreichte. Aufbau wurde damals „die Macht an der Havel“ genannt. Höhepunkte waren für den Jubilar auch die internationalen Kämpfe gegen Mannschaften aus Polen, der Sowjetunion und Schweden.

Erst nach der Wende konnte er auch als Einzelstarter international in Erscheinung treten. Dreimal nahm er an den Weltmeisterschaften der Masters teil, wo er jedoch stets durch Verletzungen um einen Medaillengewinn gebracht wurde. Erfolgreicher für ihn verliefen die Europa- und Deutschen Meisterschaften: Zweimal holte er Silber und wurde Vize-Europameister sowie dreimal Deutscher Vizemeister. Daneben gewann er noch mehrere Bronzemedaillen, zuletzt 2003 bei der DM in Speyer. Einen Höhepunkt besonderer Art erlebte der muskulös gebaute Potsdamer mit seiner Verpflichtung als Stammesherold beim Defa-Indianerfilm „Chingachgook, die große Schlange“, wo er bei den Dreharbeiten täglich die Stammeskrieger zusammentrommeln musste.

Der Jubilar hat die Hantel gesundheitsbedingt nun in die Ecke gerollt, ist aber noch im Vorstand des AC Potsdam aktiv und wöchentlich in der Trainingsstätte anzutreffen. Auch bei den Bundesligakämpfen der AC–Mannschaft ist er noch immer anwesend. Lothar Janzen

Lothar Janzen