Tanzsport in Potsdam: Ein Lebensgefühl auf der Tanzfläche
Die „RokkaZ“ behalten bei der deutschen Meisterschaft für Hip-Hop und Streetdance zwei Titel in Potsdam.
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Seinen eigenen Weg zur Musik zu finden – das ist es, was Sven Seeger auf der Tanzfläche sehen will. Keine strengen Regeln sollen die Choreografie bestimmen, dem Gefühl der Tänzerinnen und Tänzern soll vielmehr freier Lauf gelassen werden. „Alles andere engt den Hip-Hop-Tanz nur ein“, sagt der Trainer der RokkaZ Potsdam, die am vergangenen Wochenende die Deutschen Meisterschaften im Hip-Hop und Streetdance ausgerichtet haben. In der Potsdamer MBS-Arena gab es zwei Tage lang Tanzsport der Extraklasse zu sehen.
„Ein Wettkampf über zwei Tage ist vor allem für die Tänzerinnen und Tänzer eine unglaublich anstrengende Angelegenheit“, meint Seeger. Eine Aussage, die Melina Kluge nur zu gern bestätigt. „Mir tun schon am zweiten Tag alle Muskeln weh“, sagt sie. Für die 14-jährige Tänzerin der RokkaZ ist es zwar ihre ersten Deutsche Meisterschaft, doch sie konnte schon Erfahrungen auf der internationalen Showbühne sammeln. Erst vor knapp drei Wochen kehrte sie mit der Formation LeftfootRokkaZ mit einem 9. Platz von den Cheerleading- und Cheerdance-Weltmeisterschaften im US-amerikanischen Orlando zurück. „Trotzdem bin ich vor jeder Runde immer noch nervös“, sagt sie.
Doch sobald sie auf die Tanzfläche geht, könne sie die Aufregung ganz gut abschalten. Bei den Deutschen Meisterschaften in Potsdam war Melina Kluge eine der Viel-Starterinnen. In den Kategorien Solo, Duo, Solo-Battle und Formation trat die Tänzerin in der Junioren-Altersklasse in mehreren Durchläufen gegen die Konkurrenz aus ganz Deutschland an. „Das ist ein wirklich hohes Pensum, was Melina an diesen zwei Tagen abliefert“, meint Seeger, der als Organisator, Trainer, Juror und Tänzer an diesem Wochenende kaum eine ruhige Minute hatte.
Neben den Junioren, wurde in der Kinder-, der erwachsenen Hauptgruppe und den Jungsenioren in den Kategorien Solo, Duo, Solo-Battle, Duo-Battle, Gruppe (3 bis 7 Tänzer) und Formation (8 bis 24 Tänzer) getanzt. Jede einzelne dieser Kategorien hat ihre eigenen Reize. So sind es in den Soloauftritten die Choreografien, die die Zuschauer schon bei den kleinsten Tänzern mit offenen Mund zuschauen lassen und bei den Formationen die vollendete Einheit einer großen Gruppe an Tänzern, die wie an Bändern gezogen, aber doch völlig natürlich immer genau im Rhythmus miteinander in Bwegung waren. „Die Choreografien setzen sich zuammen aus Elementen des Electric Boogie, House, Popping und Locking, wobei keine dieser Stilrichtungen überwiegen darf“, erklärt Sven Seeger.
Das Bewertungssystem orientiert sich an dem TCI-Prinzip – Technik, Composition (Choreografie) und Image (Ausdruck). Das sind die drei Grundelemente, aber ansonsten sei alles offen, sagt Seeger. Für ihn sei alles, was das Lebensgefühl Hip-Hop auf der Tanzfläche bedeuten kann, völlig in Ordnung.
Mit einem Sieg der Gruppe „Respect“- den amtierenden Weltmeistern der Formation – und der Jungseniorengruppe Five`N`One konnten die Potsdamer Favoriten ihrer Rolle gerecht werden. Für die 14-jährige Melina Kluge war die Finalteilnahme in all ihren Kategorien schon ein großer Erfolg. Denn schließlich geht es beim Hip-Hop nicht unbedingt um den Sieg, sondern auch darum, ein Gefühl auf die Tanzfläche zu bringen. Vor allem geht es aber darum, seinen eigenen Weg zur Musik zu finden. Chantal Willers
Chantal Willers
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