Landeshauptstadt: „Ein lebenswertes Umfeld für Ältere“ Carmen Klockow, die neue Ortsvorsteherin von Neu Fahrland, über ihre Vision für den Ortsteil
Frau Klockow, Sie sind neue Ortsvorsteherin von Neu Fahrland. Wo wollen Sie Ihre Arbeitsschwerpunkte setzen?
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Frau Klockow, Sie sind neue Ortsvorsteherin von Neu Fahrland. Wo wollen Sie Ihre Arbeitsschwerpunkte setzen?
Eines meiner Ziele ist, dass wir in Neu Fahrland endlich ein Nahversorgungszentrum bekommen. Das ist aber sicherlich nicht von heute auf morgen zu machen. Auch sollten wir hier vor Ort versuchen, für die ältere Bevölkerung ein möglichst lebenswertes Umfeld zu schaffen. Ich habe vor, Anfang des kommenden Jahres eine Initiative unter dem Motto „Neu Fahrlands nette Nachbarn“ zu starten.
Was wollen Sie damit erreichen?
Ich hoffe, dass es mir gelingt, hier einige Leute anzusprechen, mit denen man eine Nachbarschaftshilfe organisieren kann. Wer die Möglichkeit hat, könnte andere Leute mit zum Einkaufen nehmen oder die Einkäufe anderer erledigen. Auch wäre es denkbar, dass man sich zum Beispiel darum kümmert, dass die Nachbarskinder ihre Hausaufgaben machen.
Zurück zum Nahversorgungszentrum. Behindert das Potsdamer Einzelhandelskonzept die Entwicklungsmöglichkeiten Neu Fahrlands?
Ja, auf jeden Fall! Ich habe ohnehin den Eindruck, dass für viele Menschen Potsdam kurz hinter dem Nauener Tor aufhört. Vielleicht geht es noch bis zur Alexandrowka, aber alles was dahinter ist, darüber weiß man kaum Bescheid.
Inwiefern behindert das Einzelhandelskonzept Neu Fahrland?
Das Einzelhandelskonzept ist ja überwiegend entstanden, um die Innenstadt zu stärken. Dass aber außerhalb der eigentlichen Stadt auch Bedürfnisse nach einer vernünftigen Nahversorgung vorhanden sind, hatte man nicht ausreichend bedacht.
Welche Punkte im Konzept stören Sie konkret?
Die Flächenbegrenzungen für Läden einerseits und die Restriktionen hinsichtlich möglicher Standorte andererseits. Ich habe dem Baubeigeordneten Herrn Klipp einmal gesagt, wir würden auch gern einen Nahversorger haben. Da hat er zurückgefragt, wo denn eigentlich unser Problem sei. In zwei Kilometern Entfernung könne doch jeder aus Neu Fahrland den nächsten Supermarkt erreichen. Aber was sind zwei Kilometer für Ältere, die nicht motorisiert sind? Man hat in Groß Glienicke das Problem, dass sich dort zu viele Geschäfte niederlassen wollen. Und hier in Neu Fahrland wird jegliche Ansiedlung im Prinzip verhindert. Das ist nicht nachvollziehbar.
Wie stehen Sie zu der Idee Ihres Vorgängers Jörg Jandke, in Neu Fahrland eine Schule anzusiedeln?
Ich denke, wir haben in Neu Fahrland größere Probleme als die Schulsituation, denn die ist hier relativ gut. Die Kinder können in Fahrland zur Schule gehen oder im Bornstedter Feld. Und mit der Busanbindung ist das auch kein allzu großes Problem.
Thomas Schummel von der Linken hat die Ortsbeiräte einmal als „zahnlose Tiger“ bezeichnet. Stimmen Sie ihm zu?
Der Vorwurf ist sicher nicht so ganz von der Hand zu weisen. Wir sollten daran arbeiten, dass unser Mitspracherecht größer wird. Manchmal hat man auch den Eindruck, dass man kaltgestellt werden soll. So können unsere Vereine und der Ortsbeirat das neue Gemeindezentrum nicht nutzen, weil uns die Stadt eine Miete auferlegen will, die wir einfach nicht zahlen können. Für Sachaufwendungen bekommen wir jährlich etwas über 9000 Euro. Das reicht nicht einmal für die Miete von über 13 000 Euro.
Frau Klockow, haben Sie eine Vision für die Neu Fahrländer Insel?
Oh ja! Ich würde es sehr gut finden, wenn dort ein schönes Nahversorgungszentrum entsteht und auch eine Begegnungsstätte, in der die Neufahrländer miteinander ins Gespräch kommen können. Auch die Ansiedlung eines ambulanten Pflegedienstes wäre zu begrüßen. Ein Drittel der Neu Fahrländer Bevölkerung ist schließlich über 60 Jahre.
Das Interview führte Holger Catenhusen
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