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Von Guido Berg: Ein Leitbau zum Verlieben

Bürgerinitiative Mitteschön legt Computer-Visualisierung des Palais Barberini vor

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Innenstadt - Die Bürgerinitiative „Mitteschön“ hat eine weitere Computer-Animation eines Potsdamer Leitbaus vorgestellt. Gesponsert durch den Potsdamer Rainer Opitz hat der Architekt Christopher Kühn eine Grafik des historischen Palais Barberini erstellt. Die Grafik solle den Potsdamern zeigen, „was ihre Stadt einmal ausgemacht hat“, erklärte gestern Mitteschön-Sprecherin Barbara Kuster gegenüber den PNN. Ziel der Initiative sei eine Rekonstruktion des Palais Barberini im Zuge der Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte. In der Diskussion ist eine Nutzung als Premium-Hotel.

„Viele vermissen nichts, weil sie es nicht kennen“, so die beruflich als Kabarettistin tätige Barbara Kuster. Würden ihnen jedoch die Grafiken gezeigt, riefen sie häufig: „Toll, das wollen wir wiederhaben.“ Barbara Kuster: Bilder sind besser als Argumente. Ihr Ziel sei es, dass sich angesichts der digitalen Wiederauferstehung die Potsdamer aber auch Entscheidungsträger der Stadt in die zumeist gegen Ende des Zweiten Weltkriegs oder zu DDR-Zeiten zerstörten Gebäude verlieben. Barbara Kuster: „Ein Neujahrsball im Palais Barberini, das wäre der Traum.“

Der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) wird sein Leitbauten-Konzept erst im Laufe dieses Jahres vorlegen. Eine Rekonstruktion mindestens der Fassade des Palais Barberini gilt in Potsdam jedoch als ausgemacht. Daher rechnet die Bürgerinitiative nicht mit einer Konfrontation – im Unterschied zu der Frage, ob und wie die zu DDR-Zeiten entstandene Stadt- und Landesbibliothek zu sanieren ist. „Da steht die Konfrontation noch aus“, so die Mitteschön-Sprecherin. Erfolgreich war die Bürgerinitiative mit ihrer Forderung nach einer Rekonstruktion der Knobelsdorff-Fassade für das künftige Landtagsschloss.

Das Palais Barberini am Alten Markt entstand 1771/72 unter Leitung von Carl von Gontard und Georg Christian Unger. Es war das vorläufig letzte und größte Gebäude in dem seit 1751 begonnenen Generalplan, den Alten Markt mit „italienischen“ Akzenten zu prägen. Vorbild war der Palazzo Barberini in Rom, einer der größten Adelspaläste der italienischen Hauptstadt. Wie der Mitteschön-Aktivist und Kunsthistoriker Hans-Joachim Kuke erläutert, war der Stadtpalast der Barberinis auf dem Quirinalshügel Ausdruck der Machtposition, die die ursprünglich aus der Toskana stammende Familie der Barberini erreichte. Mit Maffeo Barberini bestieg erstmalig ein Barberini den Heiligen Stuhl, der als Papst Urban VIII. mit seinen Bauten und Projekten Rom bis heute prägte. Kuke zufolge wurde der Palazzo Barberini in erstaunlicher Geschwindigkeit zu einem der bekanntesten Gebäude der Weltarchitektur, sowohl über den damals bereits existierenden Rom-Tourismus als auch über den Verbreitungsweg der Kupferstichwerke, die in stattlicher Zahl die Bauwerke Roms in Europa publik machten.

Der ehrgeizige preußische König Friedrich II. habe dann ab Beginn der 1750er Jahre damit begonnen, aus dem bis dahin bis auf das Stadtschloss völlig unambitionierten Städtchen Potsdam eine „europäische“ Residenzstadt zu machen, indem er eben jene „europäischen“ Highlights der Baukunst nach Potsdam zu holen begann. Das in dieser Epoche entstandene Palais Barberini ist Kuke zufolge „ein Potsdamer Leitbau allererster Güte“.

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