Sport: Ein Mann fürs Klima
Warum sich Robert Bartko beim Radsportverband für den Posten als Leistungssportchef bewirbt
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Berlin - Für den diplomatischen Dienst hatte sich Robert Bartko schon als Radprofi nie empfohlen. Als Mann der klaren Worte machte sich der Doppel-Olympiasieger von Sydney bei den Verbandsfunktionären oft unbeliebt. Seiner Linie bleibt er nun auch bei dem angestrebten Wechsel auf die Funktionärsseite treu. „Im Verband wird nur geschaut, wie man sich das Leben so angenehm wie möglich machen kann“, sagte Bartko, „über viele Jahre ist ein vergiftetes Klima aufgebaut worden.“
Um das zu ändern, hat er sich zum Kandidaten für den Posten des Vizepräsidenten Leistungssport bei den Präsidiumswahlen am Samstag im Maritim-Hotel in Gelsenkirchen aufstellen lassen. Wahlkampf wie der aktuelle Radsport-Präsident Rudolf Scharping will der 37-Jährige nicht betreiben. Er sei kein Politiker und wolle auch nicht so auftreten. „Ich verlasse mich darauf, dass die Delegierten schlau genug sind und im Sinne des Radsports entscheiden“, sagte Bartko. Er will Dinge verändern.
Seine Kandidatur macht er unabhängig vom künftigen BDR-Präsidenten. Er sei weder auf Seiten von Scharping noch von Herausforderin Sylvia Schenk, die am Mittwoch ihre Kandidatur bestätigt hat. Einen Vizepräsidenten Bartko wird es aber wohl nur in Verbindung mit Schenk geben, denn Scharping macht die Fortsetzung der Arbeit seiner Mannschaft zur Voraussetzung für eine weitere Amtszeit.
„Scharping zeichnet sich dadurch aus, dass er immer zum Wahlkampf sehr aktiv wird“, sagte Bartko und bemängelte, dass sich der frühere Verteidigungsminister „aufgrund seiner geschäftlichen Aktivitäten nicht so um den Radsport kümmern konnte“. Schenk, die bereits von 2001 bis 2004 BDR-Präsidentin war, zeichne dagegen eine hohe Glaubwürdigkeit aus. Allerdings habe sie nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt keine Situation ausgelassen, um nach dem Radsport zu treten.
Bartko ist der erfolgreichste deutsche Bahnradsportler der letzten Jahre. Bei den Olympischen Spielen 2000, als Bartko Gold in der Einer- und in der Mannschaftsverfolgung gewann, war ihm kein Gegner gewachsen. Heute hingegen fährt der einst so ruhmreiche deutsche Bahnradvierer der Weltspitze weit hinterher. Ein Grund für den Niedergang sieht Bartko in den herrschenden Strukturen. Zentralisierung wie in Großbritannien sei heute das große Schlagwort, dabei habe man allerdings nicht die wirtschaftlichen Voraussetzungen. Bartko will die Landesverbände stärken. „Wir brauchen eine große Basis, damit die Pyramide nicht umkippt.“ Und es gibt weitere Punkte, an die Bartko im Falle einer erfolgreichen Wahl anknüpfen will. Das vom BDR ins Leben gerufene Continental-Team wolle er wieder abschaffen und die Mannschaften in den Landesverbänden stärken. Außerdem wolle er die Wettkampf- und Altersstruktur reformieren, um die Abwanderung von Lizenzfahrern in Richtung Jedermann-Szene zu stoppen.
Als ehrenamtliches Mitglied im brandenburgischen Landesverband hat Bartko erste Erfahrungen gesammelt. Ein bisschen Sportler bleibt Bartko aber doch. Bei den Sechstagerennen im Winter will er wieder starten. Das sei sein Studentenjob, sagt Bartko, der in Potsdam Sportmanagement studiert. Vielleicht kommt ja bald noch ein Nebenjob dazu. dpa
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