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Landeshauptstadt: Ein Mann geht übers Wasser

Arnd Drossel kugelte sich zuerst durchs Münsterland und kam gestern über den Wannsee nach Potsdam

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Es ist ein erstaunliches Bild: Über den Tiefen See rollt eine in der Sonne silbern glitzernde Kugel aus Stahldraht. Darin eingeschlossen ein Mann, der sie durch seine Laufbewegungen nach vorn treibt. Erst, als sie sich dem Uferkai nähert, kann man erkennen, dass der Drahtball auf zwei Kufen ruht. Arnd Drossel legt an und windet sich durch eine der Öffnungen an den Kugelpolen heraus. Er ist früh um 8 Uhr am Kleinen Wannsee gestartet und früher als erwartet gegen 12 Uhr in der Schiffbauergasse eingetroffen. Trotz der Anstrengung wirkt der Mann, der übers Wasser gehen kann, frisch und mit sich zufrieden. Der Künstler hat durch das spektakuläre Projekt offenbar seine „Innere Balance“ gefunden. So nämlich heißt die Aktion, die den Aktionskünstler und Schöpfer von Stein- und Metallplastiken aus Warburg bei Kassel durchs Land führt.

„Ich wollte einen Raum schaffen, in den man sich zurückziehen kann“, erläutert er seine Idee, „und der gleichzeitig hilft, das innere Gleichgewicht wiederzufinden.“ Um auszuprobieren, ob das funktioniert, rollte Drossel erst einmal seinen eigenen Lebensweg ab. Er machte sich in seinem Geburtsort Dorsten an der holländischen Grenze nach Warburg auf, wo er jetzt lebt und arbeitet. Bei der Anfertigung der Stahlkugeln, die größere für den Landweg hat 2,2 Meter Durchmesser, die „Wasserkugel“ ist etwas kleiner, halfen ihm Rehabilitanten der Sozialpsychiatrischen Initiative Paderborn (SPI). Und sie begleiteten ihn auch ein Stück des Weges. Jetzt ist er vor allem von Freunden und Familie umgeben. Das Ziel am morgigen Tag heißt Petzow und dann geht es in Tagesetappen auf dem Radweg R1weiter. Am 24. August will er zum NRW-Tag in Paderborn eintreffen und dort erzählen,wie es mit der inneren Balance beim introvertierten Gehen im abgeschiedenen Raum und dem extrovertierte Präsentieren seines Anliegens geklappt hat. Denn der Aktionskünstler geht nicht nur im eigenen Interesse durch die Lande, er möchte auch traumatisierten Menschen helfen, wieder ihren Platz im Leben zu finden. Nach der Aktion soll eine Kugel versteigert werden und ein Teil des Geldes an sozialpsychiatrische Einrichtungen fließen. Man kann die Aktion aber auch durch Sponsoring oder den Kauf einer Plastik unterstützen. Und Drossel fordert zum Mitmachen beim Gehen in der Kugel auf, das so zu einem Staffellauf werden könnte.

Der Künstler hat übrigens schon wieder einen neuen Laufplan. Zur Fußball-WM 2010 in Kapstadt würde er gern durch Südafrika rollen. Die Begegnung mit wilden Tieren schreckt ihn dabei nicht, denn da hat er schon so seine Erfahrungen gesammelt als er durch den Safari-Park Stukenbrock rollte und aus der Kugel heraus die Löwen fütterte. Das alles stieß inzwischen auf internationales Interesse und wird sogar demnächst im koreanischen Fernsehen gesendet. dif

Weiteres im Internet:

www.drossel-design.de

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