Sport: Ein Mann wie einst Gatti gefragt
Fußball-Regionalligist Babelsberg 03 erwartet am Sonntag Fortuna Düsseldorf
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Drei Minuten vorm Abpfiff stürmte der Mittelfeldspieler unwiderstehlich allein auf Fortuna-Torwart Mirko Bitzer zu, netzte eiskalt ein und verwandelte Babelsbergs Karl-Liebknecht-Stadion in ein Tollhaus. Welcher Nulldrei-Fan erinnert sich nicht an jenen Augenblick des 9. Juni 2001, als Martino Gatti den SVB endgültig in die 2. Bundesliga schoss – mit seinem 1:0 gegen Düsseldorfs Fortunen, die am kommenden Sonntag nach sechsjähriger Pause wieder zu einem Regionalligaspiel an den Babelsberger Park kommen.
„Jaja, die alten Kamellen“, schmunzelte gestern Björn Laars beim Erinnern an jenes Spiel. Während der damalige Aufstiegsheld Gatti inzwischen für Türkiyemspor Berlin in der Oberliga kickt, spielt Laars – abgesehen von einem zweijährigen Abstecher zu Rot-Weiß Erfurt – weiterhin für Babelsberg. „Die ganzen letzten Wochen der damaligen Saison waren schön, und als durch Tino der Aufstieg geschafft war, war das ein tolles Gefühl“, sagt der 32-Jährige. „Aber an dieses letzte Spiel gegen Düsseldorf denke ich, ehrlich gesagt, erst wieder durch unser jetziges Gespräch. Zumal das bevorstehende Spiel unter ganz anderen Vorzeichen steht.“
Richtig: War damals der SVB schon vor dem Anpfiff heißer Aufstiegskandidat und Fortuna kaum noch vorm Abstieg zu retten, ist es heuer praktisch umgekehrt: Die Rheinländer als momentaner Tabellendritter haben noch alle Chancen, am Saisonende Zweitligist zu werden, während den Nulldreiern derzeit fünf Punkte an der erhofften Qualifikation für die künftige 3. Profiliga fehlen. „Wir haben trotzdem eine Chance, wenn wir mutig, selbstbewusst und konzentriert genug spielen“, glaubt Laars. Und Trainer Dietmar Demuth erklärt: „Wir wollen am Sonntag drei Punkte holen und werden alles dafür versuchen, auch wenn die Aufgabe sehr schwer wird.“ Der 52-Jährige hatte die Düsseldorfer Anfang November bei deren 1:0-Sieg beim VfL Wolfsburg II beobachtet. „Fortuna hat individuell starke Spieler in der Mannschaft und souverän gewonnen“, schildert er seine damaligen Eindrücke. „Und mit Wolf Werner steht nun noch ein neuer Trainer an der Seitenlinie, der neues Feuer entfachen wird.“
Will Babelsberg am Sonntag eine Chance haben, „muss die Mannschaft an die Leistungen beim 1:1 in Magdeburg und 1:0 zu Hause gegen Lübeck anknüpfen. Und wir müssen die Fehler, die zuletzt zu unserer Niederlage in Oberhausen führten, vermeiden – die nutzt jedes Top-Team gnadenlos aus“, meint Demuth, der seine Kicker gestern in der Leichtathletik-Halle des Luftschiffhafens einem Sprinttest über 10, 20, 30 und 60 Meter unterzog. Dabei erwies sich Slawomir Lukac als schnellster Nulldreier. „Ich will“, sagt sein Trainer, „am Sonntag sehen, dass die Mannschaft wieder Gas gibt und umsetzt, was wir vorgeben.“
Bis auf den noch eine Knieverletzung auskurierenden Jan Mutschler stehen Demuth wieder alle Spieler zur Verfügung; auch Martin Neubert hat nun seine sechs Spiele Rot-Sperre hinter sich. Dafür muss Fortuna auf Ahmet Cebe und Adrian Spier verzichten, die nach Roten Karten zuletzt gegen Braunschweig nun zwangspausieren müssen. Ansonsten hat Wolf Werner, der beim Deutschen Meister von 1933 am Montag den entlassenen Trainer Uwe Weidemann bis zur Winterpause ersetzte, alle Spieler zur Verfügung. Auch Stürmer Axel Lawarée. Der Belgier, im Sommer vom Zweitligisten FC Augsburg zu Fortuna gewechselt, steht nach bisher erst vier Saisontoren arg in der Kritik. Am Dienstag in Düsseldorfs Testspiel gegen den 1. FC Köln (3:2) traf er gleich zweimal. Auf Babelsbergs Abwehr um Björn Laars wird ein hartes Stück Arbeit zukommen. Und vorn ist ein Mann wie einst Gatti gefragt
Anpfiff am Sonntag ist um 14 Uhr.
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