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Landeshauptstadt: „Ein moralischer Triumph der Menschlichkeit“

Verbündeter Stauffenbergs: Gedenken an Adam von Trott zu Solz, einen in Potsdam geborenen Widerständler des 20. Juli 1944

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Innenstadt - Anlässlich des heutigen 66. Jahrestages des Anschlages auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 haben die Potsdamer CDU sowie Angehörige gestern an den Diplomaten und Widerständler Adam von Trott zu Solz (1909-1944) erinnert. „Trott ist ein Sohn dieser Stadt“, sagte Nachfahre Levin von Trott zu Solz am Geburtshaus des Geehrten in der Henning- von-Tresckow-Straße, an dem seit 2009 eine Gedenktafel an den „Außenminister des Widerstandes“ erinnert.

Adam von Trott zu Solz war ein enger Vertrauter des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Noch am Abend des 19. Juli 1944 hatten sich Stauffenberg und Trott getroffen, erinnerte Axel Smend von der Stiftung 20. Juli 1944. Nach dem Scheitern des Attentats auf den „Führer“ – Stauffenbergs Bombe verletzte Hitler kaum – wurde Trott am 25. Juli 1944 verhaftet. Weil ihm die Geheime Staatspolizei die Nähe zu Stauffenberg anhand der Aussagen von Stauffenbergs Fahrer nachwiesen, so Smend, wurde Trott vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 26. August 1944 in Berlin-Plötzensee gehängt.

Als Mitglied des Kreisauer Kreises zählte Trott Smend zufolge „von Anfang an zu den eingeschworenen Feinden Hitlers“. Trott, der von 1931 bis 1933 in Oxford Philosophie, Politikwissenschaften und Volkswirtschaftslehre studierte, reagierte besorgt auf Hitlers Machtergreifung, entwarf aber für sich eine Doppelstrategie: Um frei agieren zu können, nahm er eine Stelle im Auswärtigen Amt an und trat sogar der NSDAP bei. In Oxford zu bleiben lehnte er ab: „Ja, wenn jeder, der die Nazis nicht mag, Deutschland verlässt, bedeutet das bloß, Hitler das Feld zu räumen.“ Trott nahm Kontakte zu den Alliierten auf und informierte diese über den deutschen Widerstand.

Die Potsdamer CDU-Oberbürgermeisterkandidatin Barbara Richstein verdeutlichte, dass Potsdam ein Zentrum des Widerstandes war. 21 Widerständler seien allein aus der Kaserne Henning von Tresckows gekommen. Die Bombe vom 20. Juli 1944 sei noch am Vortag in Potsdam in der Löwenvilla auf dem Mühlenberg aufbewahrt worden. Obwohl der Anschlag misslang, sei er „ein moralischer Triumph der Menschlichkeit“ gewesen, so Richstein.

Bei der gestrigen Ehrung war auch Clarita von Trott zu Solz anwesend, 92-jährige Ehefrau des Geehrten sowie Tochter Clarita Müller-Plantenberg. Trotts Töchter kamen nach dessen Tod in Sippenhaft und unter den Namen „Berta und Gretel Steinke“ in ein Kinderheim in Bad Sachsa. Frau von Trott verbrachte Monate im Gefängnis Berlin-Moabit. Die letzte lebende Witwe der Widerständler, die heute an einer zentralen Veranstaltung zum 20. Juli 1944 im Bendlerblock in Berlin teilnimmt, wünscht sich ein Erinnern an die Widerständler nicht nur am heutigen Gedenktag des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Guido Berg

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