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Von Undine Zimmer: Ein Museum nicht allein in städtischer Hand

Die Oberbürgermeisterkandidaten sprachen über die Zukunft des Potsdam-Museums

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Jann Jakobs lehnt sich so lässig in seinem Stuhl zurück, als säße er zu Hause in seinem Wohnzimmer und nicht auf dem Podium einer Diskussionsveranstaltung. Es ist Montagabend im Historischen Saal der Gedenkstätte Lindenstraße 54/55, wohin der Förderverein des Potsdam-Museums die Kandidaten der Oberbürgermeisterwahl geladen hat. Thema der Veranstaltung ist die Frage: „Wie weiter mit dem Potsdam Museum im Alten Rathaus?“

Nachdem Fragen aus dem Publikum zu den geplanten Ausstellungen am neuen Museumsstandort im Alten Rathaus, der Lagerung der Kunstwerke, den Personalkosten und dem Etat, sowie zum Verbleib des alten Hauses in der Benkertstraße von keinem der anwesenden Kandidaten mit konkreten Zahlen und Daten beantwortet werden konnte, gab Jakobs (SPD) der Diskussion noch einen neuen Anstoß. Man müsse darüber nachdenken ob das Potsdam-Museum in Zukunft wirklich nur allein von der Stadt getragen werden sollte, so der amtierende Oberbürgermeister. Warum nicht beispielsweise in Form einer gGmbH auch von anderen Trägern profitieren und dadurch das so gewünschte bürgerliche Engagement stärken?

Rechts neben Jakobs sitzt Saskia Hüneke, stellvertretend für die Grünen-Kandidatin Marie Luise von Halem, auf dem Podium. Dem Vorschlag einer Teilprivatisierung steht sie skeptisch gegenüber. Die Stadt solle die Verantwortung für das Museum nicht aus der Hand geben, damit die Qualität gewährleistet bleibe. Im Publikum dagegen wird der Vorschlag von Kurt Winkler, Direktor im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, unterstützt. Winkler versichert, dass in seinem Haus, das zu einem Drittel in der Trägerschaft der Stadt und zu zwei Dritteln durch das Land finanziert werde, dieses Modell sehr gut funktioniere. Auch Fördermittel für temporäre Kunstprojekte könne er so schnell und unkompliziert selbst beantragen.

Jann Jakobs Privatisierungsvorschlag kommt überraschend und fast zum Ende der gut anderthalbstündigen Diskussion. Und wie seine lässige Sitzhaltung, die gelegentlich fast flapsig wirkenden Antworten, ist auch dieser provokante und sehr selbstbewusste Vorstoß nur ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr Jakobs diesen Schlagabtausch unter den Oberbürgermeisterkandidaten dominiert.

Während sich Barbara Richstein (CDU) nur selten äußert und wenig Neues zu der Diskussion beiträgt, hat sich Benjamin Bauer (Die Andere) nach der Eingangsfrage schon wieder fast aus der Runde verabschiedet. Und so bleiben Jann Jakobs, Saskia Hüneke und Hans-Jürgen Scharfenberg (Die Linke) als Hauptredner fast unter sich.

Auf eine Frage waren die Kandidaten jedoch nicht vorbereitet. Wie behindertengerecht denn das Museum geplant sei? Ein barrierefreier Zugang zu den Ausstellungsräumen war zwar bedacht worden, inhaltlich hatte aber keiner der Anwesenden sich damit beschäftigt, ob die so sehr gewünschte Attraktivität des Potsdam-Museums auch durch Angebote für Hör- und Sehgeschädigte gesteigert werden könne.

Deutlich wird an diesem Montagabend, dass man sich von dem Umzug ins Alte Rathaus viel mehr als nur eine Verlagerung der Kunstwerke und eine Dauerausstellung zur Stadtgeschichte erhofft. Wie genau Veranstaltungen, Kooperationen, temporäre moderne Ausstellungen, Workshops, Vorträge stattfinden und finanziert werden sollen, dafür hat noch keiner der Kandidaten einen konkreten Vorschlag. Aber derartige Wahrheiten darf man in einem Oberbürgermeisterwahlkampf wohl auch noch nicht erwarten. (mit D.B.)

, ine Zimmer

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