Sport: Ein neues Spiel
Skull-Bundestrainerin Jutta Lau geht optimistisch ins olympische Jahr
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Es gab euphorische Worte des Vereinsvorsitzenden, als er beim kürzlichen so genannten WM-Empfang der Potsdamer Ruder-Gesellschaft von der WM in München schwärmte, Frau Lau. Der Champagner floss in Strömen, als ob es gleich mehrere WM-Titel zu feiern gab. Sie hingegen schienen nicht sonderlich amüsiert.
Nein, ich war auch nicht zufrieden. Für den Deutschen Ruderverband war es die bislang schlechteste WM, doch für den möchte ich nicht sprechen. Im Frauen-Skull-Bereich waren wir bislang gerade in den vorolympischen Jahren viel stärker vertreten. Und das muss jetzt unbedingt Druck bei uns erzeugen.
Auch die Silbermedaille des Doppelvierers, der ja seit Jahren stets unter besonderem Erfolgsdruck steht, konnte da nicht überzeugen?
Wir waren vor den starken Chinesinnen, aber nach den Britinnen im Ziel. Diese WM war eine sehr wichtige Standortbestimmung für uns. Vor den Olympischen Spielen muss es jetzt noch einmal deutliche Veränderungen geben. An individuellen Fehlern muss gearbeitet werden, die Leistung muss im Mittelpunkt stehen. Ein Team muss wachsen, das weiß, was es will.
Das sollte man voraussetzen. Aber worin sehen Sie die Ursachen, dass beispielsweise der Doppelvierer seine langjährige Spitzenposition in der Welt eingebüßt hat?
Der internationale Trend macht deutlich, dass die Sieger inzwischen bedeutend enger beieinander liegen. Wir haben es mit Full-Time-Profis zu tun, die keine finanziellen Sorgen haben und sich voll auf ihren Sport konzentrieren können.
Was in Deutschland bedeutend anders ist?
Nicht in jedem Fall. Aber wenn beispielsweise eine erfolgreiche junge Ruderin, die ich zwar nicht nennen möchte, die aber als Beispiel für viele steht, nach internationalen Erfolgen ein Jahr als Reserve geführt wird und deshalb finanzielle Probleme bekommt, sollte das ein Achtungszeichen sein.
Bei den Olympischen Spielen, so war zu hören, will auch Kathrin Boron gern noch einmal aufs Treppchen. In einem Interview bemängelten Sie vor einiger Zeit, dass ihr die Härte früherer Jahre fehlt.
Die Saison ist vorbei, und jetzt beginnt ein neues Spiel. Alle Teams sind aufgelöst und müssen nun neu zusammengestellt werden. Und die Besten werden dann in Peking im Boot sitzen.
Das klingt irgendwie ein wenig zurückhaltend.
Nein, ich bin, was die Spiele betrifft, voller Optimismus. Die WM war wie gesagt eine solide Standortbestimmung, und das Ergebnis muss uns jetzt einen Ruck geben...
... der sich bestimmt schnell einstellen soll.
Ja, in den Trainingslagern werden wir den Grundstein legen. Mitte des Monats fahren wir nach Sabaudia in Italien. Dann stehen vorerst Radfahren und Kondition auf dem Programm.
Das Gespräch führte Henner Mallwitz.
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