Homepage: „Ein ordnungsgemäßes Studium garantieren“
Uni-Vizepräsident Thomas Grünewald über den Immatrikulationsstopp in Musikwissenschaft
Stand:
Herr Dr. Grünewald, trotz des Votums des humanwissenschaftlichen Fakultätsrates wurde vom Präsidium der Universität nun ein einstweiliger Immatrikulationsstop für Musikwissenschaft verhängt. Womit wird dies begründet?
Die Entscheidung des Fakultätsrats wird überprüft. Solange bleibt der Beginn des Bewerbungsverfahrens für Musikwissenschaft ausgesetzt. Was letztlich zählt, ist, ob die Universität ihrer Verantwortung für neue Studierende gerecht werden kann, indem sie ein ordnungsgemäßes Studium in der Regelstudienzeit garantiert.
Es wird kritisiert, dass Sie sich über die Entscheidung eines demokratischen Gremiums der Hochschule hinweggesetzt haben.
Die Entscheidung über die Festsetzung von Zulassungszahlen für die Studiengänge trifft das Präsidium nach Anhörung der Fakultäten. Auch der Fakultätsrat muss letztlich seine Entscheidungen verantworten können. Solange der Beleg dafür nicht erbracht ist, bleibt die Entscheidung des Fakultätsrates unwirksam.
Sie teilen nicht die Auffassung des Fakultätsrates, dass ein Immatrikulationsstopp für das Fach schädlich ist?
Nein, ich vertrete die Auffassung, dass wir den Studierenden ein qualitätsvolles, studierbares Studium schulden. Ob das Fach Musik neben der großen Aufgabe Lehrerbildung – die Priorität 1 hat – noch einen weiteren Studiengang anbieten kann, muss geprüft werden. Faktum ist, dass das Fach Musik zugleich 100 000 Euro an Lehrauftragsmitteln für nicht abgedeckte Lehrangebote gefordert hat, eine astronomische Summe.
Wie werden Sie sich zu der Forderung der Fachschaft verhalten, den Studiengang ab sofort wieder für Neubewerbungen zu öffnen?
Die Entscheidungen der Universität Potsdam werden nach sorgfältiger Bewertung der Sachverhalte getroffen, sobald eine überprüfte Entscheidungsgrundlage gegeben ist. Das Votum der Fachschaft ist eines der Elemente der Entscheidungsvorbereitung.
Der Fachbereich sollte bis zu diesem Mittwoch ein Konzept erarbeiten, ist diese Frist nicht viel zu kurz?
Die Fakultät sollte gegenüber dem Präsidium bis zum 5. Mai eine Stellungnahme formulieren. Für den Auftrag, ein Zukunftskonzept zu erarbeiten, hat der Fakultätsrat den Musikwissenschaftlern eine Frist bis zum 1. Juni gesetzt.
Die Professur ist seit langem ausgeschrieben, warum ist sie noch unbesetzt?
Der Ruf ist ergangen, die Berufungsverhandlungen haben stattgefunden. Es ist jetzt an dem Rufinhaber, sein ja zur Universität Potsdam zu erklären.
Warum wurden Lehraufträge gestrichen?
Die Fakultät hat nicht Lehraufträge gestrichen, sondern einer Steigerung der vom Fach Musik beantragten Lehrauftragsmittel um 100 Prozent – von knapp 50 000 Euro im Vorjahr auf knapp 100 000 Euro in diesem Jahr – nicht zugestimmt.
Welche Bedeutung hat das Fach Musik in der langfristigen Planung des Präsidiums? Soll ein Studium der Musikwissenschaft auch neben der Lehrerausbildung erhalten bleiben?
Diese Frage wird zeitnah mit dem neuberufenen Professor beraten.
Das Fach soll in der Region einzigartig sein, ist der Studiengang nicht ein Alleinstellungsmerkmal der Potsdamer Uni?
Die Einzigartigkeit eines universitären Faches in Brandenburg ist angesichts der Kleinheit des Hochschullandes Brandenburg Normalität. Als Bachelor-Zweitfach, das 60 Leistungspunkte und somit ein Studienjahr umfasst, kann Musikwissenschaft an der Universität Potsdam erst dann profilbildend wirken, wenn sinnvoll zusammenhängende Curricula mit affinen Erstfächern konzipiert worden sind.
Fragen von Jan Kixmüller
Thomas Grünewald ist seit 2007 hauptamtlicher Vizepräsident für Lehre und Studium der Universität Potsdam. Der Historiker ist auch ständiger Vertreter der Präsidentin der Hochschule.
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