Landeshauptstadt: Ein Ort des Versagens?
Experten sollen im nächsten März die Rolle der Garnisonkirche in der Weimarer Republik beleuchten
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Innenstadt - Die nach dem NS-Widerstandskämpfer benannte Martin-Niemöller-Stiftung bereitet eine Tagung in Potsdam vor, die sich kritisch mit dem Wiederaufbau der Garnisonkirche auseinandersetzt. Sie soll am 18. und 19. März stattfinden und neben Expertenrunden unter anderem auch Kultur bieten. Partner ist die Initiative Christen gegen Garnisonkirche. Erste Programmpunkte stellte am Freitag der Stiftungschef Michael Karg vor.
Ein Referent wird der Journalist Matthias Grünzig, der sein im Frühjahr erscheinendes Buch zur Geschichte des 1968 gesprengten Gotteshauses vorstellen will. Darin zeichne er das Bild, dass die Kirche nach 1918 ein Ort reaktionärer Kräfte gewesen und der sogenannte Tag von Potsdam eben kein Ausrutscher gewesen sei, so Karg. Am 21. März 1933 hatten sich Hitler und Reichspräsident Hindenburg vor der Kirche die Hand geschüttelt – ein Symbol für die Verbindung Preußens mit dem Nationalsozialismus. Das Ereignis ist auch ein Grund, warum Kritiker den Wiederaufbau der Kirche ablehnen.
Bei der Experten-Tagung sollen Fragen gestellt werden, so Karg. Etwa: Wie ist dieser „Ort des Versagens“ historisch und theologisch zu interpretieren? Oder: Wie kann und will die Evangelische Kirche ihrer Verantwortung für diesen historischen Ort heute gerecht werden? Diese hatte zuletzt mit Darlehen den für kommendes Jahr geplanten Baubeginn für den Turm der Garnisonkirche unterstützt.
Weiterhin hat die aus der Friedensbewegung stammende Niemöller-Stiftung die Französisch-Reformierte Gemeinde in Potsdam als Partner für die Tagung gewonnen, in deren Gotteshaus am Bassinplatz findet die Veranstaltung statt. Dort soll an dem März-Wochenende – dann auch vor allgemeinem Publikum – die sogenannte Barmer-Kantate von zwei Projektchören aufgeführt werden, wie es hieß. Ebenso ist ein gemeinsames Gebet in der Nagelkreuzkapelle am Ort der einstigen Garnisonkirche in der Breiten Straße geplant – aber auch ein Besuch des benachbarten Rechenzentrums, das jetzt Künstlern als Refugium dient. HK
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