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Enthüllung im Schnee. Oberbürgermeister Jann Jakobs, Ministerpräsident Matthias Platzeck, Landtagspräsident Gunter Fritsch und Stadtverordnetenpräsident Peter Schüler (v. l.) ziehen eine Abdeckung von dem Schild am neu benannten Otto-Braun-Platz.

©  dpa

Landeshauptstadt: Ein Platz für den wackeren Preußen

Am neuen Landtag wird künftig an den letzten preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun erinnert

Von Katharina Wiechers

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Innenstadt - Noch ist der Ort an der südöstlichen Ecke des neuen Landtags, dort, wo zwischen Alter Fahrt und Baustelle die Kastanie steht, alles andere als schön. Bauzäune riegeln den Zugang zur Stadtschlossbaustelle ab, Betonmischer und Handwerkerfahrzeuge donnern vorbei. Doch seit Dienstag hat die Ecke am Wasser immerhin schon mal einen Namen: Otto-Braun-Platz.

Zahlreiche Politiker hatten sich bei heftigem Schneetreiben zu der feierlichen Benennung nach dem letzten preußischen Ministerpräsidenten versammelt. Viele Abgeordnete der Stadt und des Landtags waren gekommen, ebenso mehrere Minister. Sogar Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe hatte sich unter die Gäste gemischt und erntete spontan Applaus, als er entdeckt wurde. Gemeinsam enthüllten Landtagspräsident Gunter Fritsch, Ministerpräsident Matthias Platzeck, Oberbürgermeister Jann Jakobs (alle SPD) sowie der Stadtverordnetenpräsident Peter Schüler (Grüne) das Namensschild und eine Gedenktafel mit einem kurzen Text zu dem Sozialdemokraten Otto Braun.

Dieser sei ein überzeugter Demokrat gewesen und habe ein republikanisches Bollwerk vertreten, sagte Jakobs in seiner Ansprache. Der Name stehe vor allem für das reichsweite Verbot der SA und die Umstellung der „verkrusteten preußischen Verwaltung“. Durch die Benennung des Platzes an einer derart herausragenden Stelle am Havelufer solle Otto Braun wieder in das Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Eines Tages – wenn der Landtag und das Umfeld fertiggestellt seien – würden Flaneure, Touristen, Landtagsabgeordnete und Minister über den Platz schlendern, malte sich Jakobs aus. Zudem betonte er, dass die Benennung Auftakt für die Gedenkveranstaltungen zum „Tag von Potsdam“ sei, der am 21. März 1933, also vor 80 Jahren, die Massen mobilisiert hatte und von den Nationalsozialisten propagandistisch ausgeschlachtet wurde. „Otto Braun steht dafür, dass es damals nicht nur Zustimmung, sondern auch mutige Gegner gegeben hat. Er war einer der wenigen, der ein Zeichen gesetzt hat, darauf sollten wir stolz sein“, sagte er.

Braun habe Preußen zu einem „Hort der Demokratie und Stabilität“ gemacht, fügte Ministerpräsident Platzeck hinzu. Das republikanische Bewusstsein in Preußen sei in der damaligen Zeit einmalig gewesen. Nur einen Vorwurf könne man Braun machen: dass er dachte, dem „Preußenschlag“, mit dem seine Regierung aus dem Amt gejagt wurde (siehe Kasten), mit Rechtsstaatlichkeit begegnen zu können. „Da hat ihm vielleicht ein Stück Wachsamkeit gefehlt“, sagte Platzeck.

Landtagspräsident Fritsch kündigte an, dass an dem nun neu benannten Platz eines Tages eine Büste Brauns aufgestellt werden soll, sobald das Umfeld fertiggestellt ist. Geplant sei eine Kopie der Otto-Braun-Büste aus der Berliner Staatsbibliothek an der Potsdamer Straße.

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