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Landeshauptstadt: Ein Platz voller Weltrekordler

Selbst das Wetter spielte bei der Fanfaronade am Samstag mit. Potsdamer siegten bei Show und Marschwettkampf und Weltrekordversuche klappten auf Anhieb

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Die Anspannung lag wie eine elektrische Ladung in der Luft. Wer bei der 23. Fanfaronade am Samstag im Luftschiffhafen nicht um Platz und Sieg kämpfte, den machten die beiden Weltrekordversuche nervös. Würde es klappen, die längste Linie aus Naturtonbläsern auf den Platz zu stellen und sie auch noch eine Minute lang synchron schmettern zu lassen? Bei Weltrekordversuch Nr. 2 sollte der größte Naturfanfarenzug der Welt ebenfalls eine Minute lang spielen. Eigens wegen dieser Weltrekordversuche waren so viele Vereine wie noch nie zur Fanfaronade gekommen, insgesamt 28 mit über 900 Mitwirkenden. Dazu gab auch noch das Wetter Anlass zum nervösen Blick nach oben.

Um es vorweg zu nehmen: Alles klappte wie am Schnürchen. Der Himmel öffnete seine Schleusen erst ganz am Schluss der Veranstaltung zu einem kurzen Regenguss. Der verhinderte nicht einmal einen geordneten Ausmarsch. Statt des letzten Rekordes von 91 Naturtonbläsern in Linie stellten sich 460 auf und bliesen ein eigens dafür komponiertes Stück von Klaus Gesierich. Er ist der Gründer des Potsdamer Fanfarenzuges, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert. Auch der „Marsch der Freundschaft“ wurde von den 789 Teilnehmern des größten Fanfarenzuges der Welt sauber vorgetragen. Und das alles, ohne dass die zur Fanfaronade in Potsdam angereisten Mitwirkenden vorher hätten üben können. 16 Choreografen aus fünf Fanfarenzügen hatten die Aufstellung jedoch bis ins Kleinste vorbereitet. Zwei unabhängige Gutachter und Videoaufnahmen müssen nun garantieren, dass die Rekordversuche anerkannt werden und ins Guinnessbuch der Rekorde kommen. Erst in drei bis vier Wochen wird die Antwort eintreffen. Doch die Zeichen stehen auf Erfolg.

Und einen dreifachen Erfolg heimste auch der Potsdamer Fanfarenzug ein. Er legte nicht nur beim Marschwettbewerb einen so exakten Auftritt hin, dass man glauben konnte, hier sei ein Vielfüßer und nicht einzelne Menschen am Werk, auch bei der Show waren die Potsdamer nicht zu überbieten. Sie zogen Linien und Kreise, fächerten sich auf und kamen wieder zusammen und scheuten sich nicht, auch ein paar für Marschmusiker besonders schwierige Walzertakte einzulegen. Gerockt wird ja von Fanfarenzügen schon seit längerer Zeit. Das Publikum erwies sich während des gesamten siebenstündigen Ausscheides als sehr professionell und würdigte jede Leistung gerecht, die Potsdamer hatten dazu noch ein bisschen Heimvorteil. Den zweiten Platz in der Gesamtwertung belegte diesmal Dresden. Strausberg musste sich enttäuscht mit dem dritten Platz zufriedengeben. Wer es bei der Fanfaronade auf jeweils 85 Punkte bei den beiden Ausscheiden Marsch und Show bringt, hat sich für die Weltmeisterschaften der Marching- und Show-Bands und des Welt Musik Contests Kerkrade qualifiziert. Potsdam brachte es auf über 90 Punkte.

Brandenburgs Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann konnte dem Spielmannszug Stahl Brandenburg e. V. zum Pokal der Stadt Potsdam im Marschwettbewerb gratulieren. Sie übernahm von Potsdams Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) den Staffelstab als Ausrichter der 24. Fanfaronade.

Das dritte Lob gab es für die Potsdamer als Mitorganisatoren der Fanfaronade. „Der Fanfarenzug ist eine feste Größe, auf die ich mich immer verlassen kann“, sagte Bernd Schenke, Vizepräsident des Märkischen Turner Bundes (MTB). Schenke ist übrigens der Vater der Fanfaronaden. „Nach der Wende hatten wir den Eindruck, dass wir mit unseren gut organisierten Ausscheiden für Fanfarenzüge gesamtdeutsch Schiffbruch erleiden würden“, erklärt Schenke. „Um den Wettstreit aber zu erhalten, haben wir als MTB das Patronat übernommen und organisieren nun jährlich die Fanfaronade.“ Dabei haben sich nach der Wende Musik und Auftreten gravierend geändert und doch bleiben die neuen Bundesländer noch vorwiegend unter sich. Einziger Teilnehmer aus den alten Bundesländern war der Fanfarenzug Buxtehude, der am Marschwettbewerb teilnahm. Er belegte zwar nur einen der letzten Plätze, doch das macht Tambourmajorin Franziska auf’n Kampe-Feindt wenig aus. Es habe Spaß gemacht teilzunehmen, sagt sie. Das Niveau sei sehr hoch, das schrecke wohl viele Vereine ab. Aber ihnen habe es „super gefallen“ in Potsdam.

Hella Ditfeld

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