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Restaurator Michael Wirth vor dem Schreibtisch Friedrichs des Großen.

© dpa

Landeshauptstadt: Ein Prunkstück

Restaurierter Spindler-Schreibtisch Friedrich des Großen kommt zunächst ins Potsdam-Museum

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Hartmut Dorgerloh erinnert sich an die Besichtigung des „Geraer Kinderschreibtisches“ im Jahre 2008: „Er sah aus wie eine Ruine“. Gestern sah der Generaldirektor der Schlösserstiftung das Möbelstück nach dessen Restaurierung zum ersten Mal wieder: „Ich bin ganz begeistert“. Für 800 Taler hatte Preußenkönig Friedrich II. das Teil einst bei Heinrich Wilhelm Spindler (1738-1799) aus Bayreuth bestellt. „Das war seinerzeit eine große Summe“, sagt Dorgerloh. Zum Vergleich erwähnt er das Jahresgehalt von Carl Friedrich Emanuel Bach. Der in der Hofkapelle als Konzertcembalist tätige dritte Sohn von Johann Sebastian Bach erhielt ein jährliches Salär von 300 Talern.

Dank einer Spende der Cornelsen-Kulturstiftung konnte die Stiftung jetzt die Restaurierung des Spindler-Schreibtisches abschließen. Das Kunstwerk ist mit reichen Blumenintarsien auf schwarzem Ebenholzgrund geschmückt. Die bis heute erhaltenen feuervergoldeten Messingbeschläge verleihen ihm ein prunkvolles Aussehen. Laut Inventarliste von 1784 gehört das Möbel „ganz sicher zur Originalausstattung des nördlichen Schreibkabinetts des Unteren Fürstenquartiers im Neuen Palais“ , so die Stiftung. In das Neue Palais wird der Schreibtisch zunächst aber nicht zurückkehren. Vielmehr wird er einer der Anziehungspunkte im neuen Standort des Potsdam-Museums am Alten Markt sein. Das Museum öffnet am 21. August. Wie Direktorin Jutta Götzmann mitteilte, werde der Schreibtisch dort zusammen mit anderem höfischen Luxusmobilar im Rahmen einer Schau von Gebrauchsgütern Potsdamer Manufakturen zu sehen sein.

Der Schreibtisch war seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr öffentlich zu sehen. 1944 wurde er aus dem Neuen Palais in das Herrenhaus Kospoda in Thüringen verlagert und galt ab 1945 als verschollen. Im Rahmen der Bodenreform soll ihn das Geraer Stadtmuseum erhalten haben. „Der Schreibtisch wurde verwechselt“, erzählt Generaldirektor Dorgerloh. Irrtümlich erhielt ihn in den neunziger Jahren eine Privatperson, welche eine Rückübertragung beantragt hatte. 2007 tauchte das Prunkmöbel im Katalog eines Amsterdamer Auktionshauses auf. Schlösserdirektor Bernhard Göres erkannte es, obwohl die Beschläge verrottet und die Samtbespannung der Schreibfläche nicht mehr vorhanden war. Immerhin gab es eine haarscharfe Messbildaufnahme aus den zwanziger Jahren im Archiv des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege. Beim genauen Hinsehen war auch der originale Inventaraufkleber zu entdecken. Die Klärung der Rechtsfrage habe über zwei Jahre gedauert, erwähnt Dorgerloh. Innerhalb eines reichlichen Jahres gelang dann die Restaurierung. Die originale Vergoldung trat nach chemischer Behandlung unversehrt zutage und für die nicht mehr auffindbaren drei Schubfächer fertigten die Restauratoren mit Ebenholz furnierte neue an. Den schadhaften grauen Lack konnten sie durch Einwirkung von Druck und Wärme wieder in einen glänzenden Zustand versetzen. Besondere Sorge bereitete die textile Bespannung der Schreibtischplatte. Sie wurde mit einem modernen Seidensamt im dunklen Rosa dem historischen Original nachempfunden. Günter Schenke

Günter Schenke

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